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Ausleihe, Katalogtische und Ausstellungsvitrine in der Städtischen Bücherei.
Verwaltungsbericht 1926-1955, S. 171.
Bereits im November 1933 umriss die „Beratungsstelle für das Büchereiwesen in der Provinz Hannover“ die Aufgaben einer „Volksbücherei des neuen Staates“, in der „der Bibliothekar Volkserzieher und das Buch […] lediglich das Mittel zu seiner volkserzieherischen Tätigkeit“ sei. Diese „volkserzieherische“ Aufgabe bedeutete eine Zunahme von „Umfang und Verantwortung“ der Leiterin der Celler Bücherei, weil „die Kulturpolitik des neuen Staates mithelfen muss, das politische Werk und den politischen Willen des Führers zu vollenden“.
Die Celler Bücherei befand sich seit Oktober 1932 im ehemaligen Direktorenwohnhaus, Magnusstraße 1. 1933 bis 1934 wurde sie umgebaut, im Dezember 1933 wurde der Lesesaal fertiggestellt, seit 1933 wurden sowohl das Personal der Bücherei als auch ihre Bestände kontinuierlich aufgestockt, die Leserzahl und Zahl der Ausleihen stiegen.
Damit die Celler Bücherei der „neuen kulturpolitischen Situation“ gerecht werden konnte, musste zunächst der Bestand „gesäubert“ werden, d.h. Literatur, die den Nationalsozialisten nicht genehm war, wurde aus der Bücherei entfernt. Stattdessen wurde explizit nationalsozialistische Literatur bzw. solche, die sich in den Dienst nationalsozialistischer Ideologie stellen ließ, neu angeschafft. In einem „Bericht über die kulturelle Arbeit der Stadt Celle seit der Machtergreifung“ heißt es, dass der Bücherbestand „fast ausschließlich aktive Bücher umfasst und die Bücherei sich nicht mit altem Ballast herumschleppt“. Auch die erwähnte Aufstockung des Personals wurde von der Stadt Celle mit den „neuen Aufgaben, die der Bücherei im Rahmen ihrer Eingliederung in das nationalsozialistische Erziehungssystem gestellt“ worden sind, begründet. Darunter fiel besonders auch die rege Zusammenarbeit mit NSDAP, Hitlerjugend, DAF, Wehrmacht und „NS-Kulturgemeinde“.
An die Öffentlichkeit trat die Celler Bücherei immer wieder mit Ausstellungen, etwa im Rahmen der „Woche des deutschen Buches“ oder der „Woche Niederdeutscher Dichtung“. In einem solchen Zusammenhang wurde die Volksbücherei auch als „Waffenschmiede und Rüstkammer des Reiches“ bezeichnet. Zur „Woche des deutschen Buches“ 1940 verfasste die Leiterin der Celler Bücherei einen Text mit dem Titel: „Wie nutzte die Städtische Bücherei die Woche des Deutschen Buches im Kriegsjahr 1940 zur Woche für den Volksbüchereigedanken im Dienst an der Heimatfront, und welche Mittel setzte sie ein?“ Der Celler Beobachter titelte aus ebendiesem Anlass: „Das Buch – eine Hauptwaffe im Kampf“.
Die Celler Bücherei blieb während der gesamten Dauer des Zweiten Weltkrieges geöffnet. Warum, erklärte die Cellesche Zeitung im September 1944 unter der Überschrift „Erhöhte Bedeutung und wachsende Aufgaben – Die Volksbücherei im totalen Krieg“: In der „neuen Phase des Krieges“, dem „totalen Krieg“, werden die „Volksbüchereien nicht nur geöffnet bleiben und weiter arbeiten, sondern sogar verstärkt ihre Wirksamkeit beweisen“.
Am 12. April 1945 wurde die Bücherei geschlossen, weil, so der Verwaltungsbericht der Stadt Celle, der „Buchbestand in politischer und weltanschaulicher Hinsicht einer gründlichen Überprüfung“ bedurfte, nun aber nach den Richtlinien der britischen Militärregierung. Die Wiedereröffnung fand am 1. Oktober des Jahres statt.