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Reichsfrauenführerin Gertrud Scholz-Klink (links) am 18.6.1941 in Celle.
Reichsfrauenführerin Gertrud Scholz-Klink (links) am 18.6.1941 in Celle.
StA Celle

Die NS-Frauenschaft war 1931 als Zusammenschluss verschiedener Verbände gegründet worden, eine Gliederung der NSDAP wurde sie 1935. Ihre Aufgabe war zum einen die ideologische Schulung der Frauen auf die ihnen im nationalsozialistischen Weltbild zugewiesene Rolle als Hausfrau und Mutter, zum anderen betätigte sich die Frauenschaft auf kulturellem und wohltätigem Gebiet.

Im November 1932 wurde eine Celler Ortsgruppe der NS-Frauenschaft gegründet, später auch Ortsgruppen in den einzelnen Stadtteilen. In einer Rede anlässlich Hitlers Geburtstag 1933 umriss Kreisleiter Pakebusch die Rolle der Frau im Nationalsozialismus. Sie sei „zur Mitarbeit am sittlich-kulturellen Aufbau herangerufen“ und in „die Hände der Frau wurde die Jugend des Volkes gelegt, sie hat sie zu bewahren vor dem Gift des Marxismus“.  Die Kreisfrauenschaftsleitung war zunächst im „Otto-Telschow-Haus“ untergebracht.

Das Haus Magnusstraße 2A konnte zum „Haus der Frau“ werden, weil es der Stadt 1934 vom „deutsch-christlichen Orden zur Freundschaft“ der Stadt Celle „unentgeltlich übereignet“ worden war. So zumindest die offizielle Lesart in verschiedenen Dokumenten der Stadtverwaltung. Doch davon, dass dies freiwillig geschah, kann nicht ausgegangen werden, denn der „deutsch-christliche Orden zur Freundschaft“ war Rechtsnachfolger der Freimaurerloge „Zum hellleuchtenden Stern“. Freimaurerlogen waren von den Nationalsozialisten zu Gegnern erklärt worden, und massiver Druck in den Jahren 1933 bis 1935 hatte dazu geführt, dass sich die Logen nach und nach selbst auflösten. Nachdem das Gebäude in den Besitz der Stadt übergegangen war, wurde es vielfältig genutzt: Vorübergehend befanden sich hier die „Ehrenhalle des 2. Hannoverschen Infanterieregiments Nr. 77“, das Naturkundliche Museum, ein Kindergarten und das Wirtschaftsamt der Stadt, die NS-Kulturgemeinde veranstaltete hier Ausstellungen und Vorträge und eine SA-Einheit fand hier vorübergehend Quartier.

Die Umbauarbeiten für die Nutzung als „Haus der Frau“ begannen im August 1939. Nach der Fertigstellung sollten hier die Geschäftsstelle der Frauenschaft, die Abteilung „Volkswirtschaft und Hauswirtschaft“ und die „Mütterschule“ untergebracht werden. Das neue Raumprogramm zeigt, dass das Haus neben einer administrativen Funktion vor allem Schulungen dienen sollte. Es entstanden eine Lehrküche, ein Nähraum und weitere Schulungsräume, es war aber auch Raum für Feierlichkeiten vorgesehen. Der Celler Beobachter schrieb:

"Das einstige Logenhaus hat mit dieser Einrichtung zum „Haus der Frau“ eine Bestimmung erhalten, wie sie schöner und würdiger kaum gedacht sein kann. Es dient der Heranbildung unserer Frauen zu Müttern. Mütter aber sind das wertvollste Gut eines Volkes im Hinblick auf seine Zukunft!"

Höhepunkte nationalsozialistischer Frauenpolitik in Celle waren sicherlich die beiden Besuche der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink. Sie hatte Celle zum ersten Mal am 3. März 1936 im Rahmen der „Woche der niedersächsischen Frau“ besucht und eine Rede vor dem Schloß gehalten. Der zweite Besuch fand am 18. Juni 1941 statt. Auf dem Programm standen ein Empfang im Rathaus, eine Feierstunde im Schloßtheater und eine Kundgebung im Garten der Städtischen Union.

In ihrer Rede im Garten der Union kam die Reichsfrauenführerin auf „ganz besondere Aufgaben“ der Frauen im Krieg zu sprechen. Sie rechtfertigte die dem nationalsozialistischen Bild der Frau widersprechende Arbeit in der Rüstungsindustrie mit den Erfordernissen des Kriegs. Nach dem Krieg aber, „wenn der Führer alles in Ordnung gebracht hat, kann niemand mehr den Frauen die Arbeiten zumuten, die heute von ihnen verlangt werden“. An der Erfassung der Frauen für diesen Einsatz war auch die Celler Frauenschaft beteiligt. Scholtz-Klink sprach weiter über nationalsozialistische Werte und die Pflichten aller im Nationalsozialismus und im Krieg:

"Wir reden nicht über unsere Pflicht, sondern tun sie. Der Krieg wird erst beendet und jene Fragen, die mit ihm zusammenhängen, erst gelöst sein, wenn alle Welt weiß, daß eine solche Behandlung, wie sie uns 1918 zuteil wurde, nicht wieder ertragen wird. Was unser Führer für möglich hält, das ist möglich, und wenn es uns zuerst noch so schwer zu sein scheint. Wir sollen an ihn glauben, ein festes Vertrauen zu ihm haben."

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Adresse
Magnusstraße 2, 29221 Celle
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