Ortspolizeibehörde

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Dienstausweis des Schupo-Hauptmanns Hermann Oetzmann
Dienstausweis des Schupo-Hauptmanns Hermann Oetzmann
StA Celle

Die Polizei befand sich im Gebäude Bergstraße 46. Oberster Dienstherr der Celler Ortspolizeibehörde, die nur für das Stadtgebiet zuständig war, war der Oberbürgermeister. Die Behörde verfügte auch über eine Kriminalabteilung. Kreisleiter Pakebusch übernahm 1933 in seiner Eigenschaft als Bürgermeister die Leitung der Celler Polizei. Wie überall sollten auch bei der Polizei politische Gegner aus dem Dienst entfernt werden, und von der Celler Polizei wurde behauptet, dass sie vor 1933 „durchaus im marxistischen Fahrwasser gestanden“ habe. So wurde z.B. der Polizeikommissar Henry Witte aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ pensioniert bzw. sollte, wie es in einem Schriftwechsel innerhalb der Verwaltung hieß, der SPD-Anhänger Witte „freiwillig zur Pensionierung“ gebracht werden. Grundsätzlich war diese „Säuberung“ bei der Schutzpolizei nicht so rigoros wie bei der Kriminalpolizei. Alle Beamten der Celler Kriminalpolizei im Jahr 1941 waren NSDAP-Mitglieder.

Im Gebäude der Celler Ortspolizei befand sich auch das Polizeigefängnis. Die nach dem Novemberpogrom verhafteten Celler Juden kamen entweder ins Gerichtsgefängnis oder hierher, bevor sie in ein Konzentrationslager weitertransportiert wurden. Aber auch weitere „Schutzhaftgefangene“ und auszuweisende Ausländer saßen hier ein, mitunter mehrere Monate. Im Krieg schließlich war das Polizeigefängnis häufig mit Häftlinge überfüllt, die auf „Ersuchen der Gestapo eingeliefert“ worden waren, darunter auch ausländische Zwangsarbeiter.

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die Celler Ortspolizei wieder vor neue Aufgaben. Erneut wurde das Personal knapp, was durch die Einziehung von Polizeireservisten behoben werden sollte. Auch jetzt wurden vielfach SA-Männer für die Polizeireserve herangezogen. Eine Ursache für die neue Personalknappheit war die Einziehung einer Reihe von Celler Polizisten in die „Ostgebiete“, zum „Osteinsatz der Ordnungspolizei“. Bereits am 15. September 1939 sind Celler Polizisten nach Polen abgeordnet worden. Für den Dienst in Polen gab es auch Freiwillige. Celler Polizisten waren in Polizeibataillonen und -Regimentern eingesetzt.

In Celle war die Polizei während des Krieges außerdem mit der Überwachung und Erfassung ausländischer Zwangsarbeiter beschäftigt: Polizisten bewachten das „Polenlager“ und Zwangsarbeiter bei der Arbeit, auch war sie aufgefordert, entflohene Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene wieder einzufangen und sie an die Gestapo bzw. die Wehrmacht zu übergeben.

Nach dem Bombenangriff auf Celle am 8. April 1945, bei dem ein Zug mit KZ-Gefangenen getroffen wurde, beteiligten sich Celler Polizisten an den Hetzjagden auf die überlebenden flüchtenden Häftlinge und richteten im Anschluss ein Massaker unter ihnen an. Einige Polizisten wurden dafür nach dem Krieg zu verhältnismäßig geringen Haftstrafen verurteilt. - Auch im Zusammenhang mit den Verbrechen der Pogromnacht gab es Ermittlungen u.a. gegen den Celler Polizisten Hermann Oetzmann (siehe Bild).

Adresse
Bergstraße 46, 29221 Celle

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