Manufakturwarengeschäft Hellmann

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Bis 1938 war im Gebäude Mauernstraße 38, in dem heute das Eiscafé Venezia ist, das Manufakturwarengeschäft Hellmann.
Bis 1938 war im Gebäude Mauernstraße 38, in dem heute das Eiscafé Venezia ist, das Manufakturwarengeschäft Hellmann.

Seit 1927 führte der Kaufmann Heinrich Hellmann (geb. 1894) ein Textilgeschäft in der Mauernstraße 38; vorher hatte er für einige Jahre sein Geschäft im Haus Am Heiligen Kreuz 30. Dann konnte er aber das günstiger gelegene Haus Mauernstraße 38 kaufen und verlegte auch seinen Laden dorthin. Mit seiner Frau Berta (geb. 1897) hatte er zwei Kinder: Emil-Jakob (geb. 1927) und Helene (geb. 1933). Nachdem Heinrich Hellmann im Oktober 1935 früh verstorben war, führte seine Witwe das Geschäft bis zum Pogrom im November 1938 weiter.

In der Pogromnacht waren Schaufenster und Tür des Geschäfts waren eingeschlagen worden, und durch die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ war Berta Hellmann gezwungen, das Grundstück an den Kaufmann Karl Fess zu verkaufen.

Am 3. Dezember 1938 heirateten Berta Hellmann und Theodor Braunschweiger (geb. 1909), der seit 1933 als Verkäufer im Hellmann’schen Geschäft angestellt war. Braunschweiger war am 10. November ins Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht worden, wo er an Tuberkulose erkrankte. Er emigrierte noch im Dezember 1938 nach Shanghai. Die Folgen der Haft und die ärmlichen Lebensbedingungen in Shanghai führten dazu, dass er dort schon 1941 im Alter von 33 Jahren starb.

Seine Frau hatte ihm mit den beiden Kindern im Januar 1939 folgen wollen. Diesen Termin konnte sie jedoch nicht einhalten, weil die Abwicklung des Immobilienverkaufs sich hinauszögerte. Sie setzte einen Bevollmächtigten zur Abwicklung ihrer Geschäfte ein und emigrierte mit ihren Kindern im Februar 1939.

Über das Wiedergutmachungsverfahren berichtet Sebastian Stiekel: Neben Entschädigungszahlungen für die KZ-Haft ihres Mannes sowie einer Rente bekam sie selbst eine Entschädigung für die persönlich erlittenen Schäden an Freiheit, Eigentum und Vermögen zugesprochen. Das Geschäftshaus musste rückerstattet werden, da der Kaufpreis viel zu niedrig gewesen war, es sich also um einen klassischen Fall von „Arisierung“ handelte.

Die in den USA lebenden Emil-Jakob Hellmann und Helen(e) Bix, geborene Hellmann, besuchten 1985 auf Einladung der Stadt ihren Geburtsort Celle

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