Von der Weltwirtschaftskrise zur Machtübergabe in Celle

Nun endlich der letzte Teil des Geschichtsüberblicks "Celle 1869 bis 1933". Es geht um die Weltwirtschaftskrise (WWK} sowie deren Auswirkungen (und Voraussetzungen) vor Ort. Im nächsten Teil - "Antisemitismus in Celle von. 1920 bis 1933" findet ihr dann auch mehr zur Celler NSDAP, die ja in der allgemeinen Darstellung bisher bewußt ein wenig kurz gekommen ist.
Ursprünglich sollte es diesesmal außerdem ein Glossar geben, in denen einige vielleicht nicht so klare Begriffe "übersetzt" werden. Das hätte aber leider den Rahmen ein wenig gesprengt und wir dachten uns: guckt doch selbst im Fremdwörterduden nach! Schließlich ist auch Wissen Macht, und die sollten wir nicht den AkademikerInnen überlassen. (1) So, nach diesem einleitenden "Gelaber" endlich zum Eigentlichen:

Im Spätherbst des Jahres 1928 begann der Bau des Warenhauses Karstadt. Zwar protestierte der Einzelhandel gegen diese sich ankündigende Konkurrenz, dafür war aber vorübergehend für Vollbeschäftigung im Baugewerbe gesorgt. Wenn auch nur bis zum letzten Quartal des folgenden Jahres.

"17 Sozialisten "...
Wohl auch aus diesem Grunde wurde der Wahlkampf vor den Gemeindewahlen am 17.11.1929 von allen Parteien mit relativ großem Aufwand geführt. Das Ergebnis: Im Bürgervorsteherkollegium erhielt die KPD 2, die SPD 13, die bürgerliche Liste Einigkeit 12, die Volksrechtspartei einen und die NSDAP 2 Sitze. Bezeichnend die Bewertung der Celler Sozialdemokratie: "Im neuen Kolleg sitzen jetzt 17 Sozialisten und nur 13 Bürgerliche. Freilich sind die Nationalsozialisten recht zweifelhafte Sozialisten, aber immerhin erstreben auch sie einen nationalen Sozialismus." Unglaublich - aber wahr! Als am 5.12.1929 Bürgervorsteherworthalter Sagebiel mit NSDAP-Stimmen gewählt wurde, schimpfte die SPD konsequenterweise über das Abstimmungsverhalten der Faschisten. Bloß ließen sich diese von derlei moralischem Gemoser nicht sonderlich beeindrucken - wieso auch?! - und stimmten auch weiterhin mit den bürgerlichen Bündnispartnern.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
Das größte Problem war für viele CellerInnen die bereits erwähnte hohe Erwerbslosigkeit, so daß der Wohlfahrtsetat bis 1931 größter Posten im Haushaltsplan der Stadt wurde. Um die finanzielle Belastung der Stadt etwas zu mildern, wurden Projekte zur Arbeitsbeschaffung gestartet. Die größte dieser Maßnahmen war die Errichtung einer weiteren Siedlung nach den Plänen Otto Haeslers. Von Mai 1930 bis Ende 1931 entstanden in der Nähe des Georgsgartens 167 Wohnungen, die "Galgenbergsiedlung". Weitere städtische Maßnahme ab 1930 war der Zwang von "Wohlfahrtserwerbslosen" in Notstandsarbeiten. ?Sollten die Leute gefälligst etwas tun, wenn sie schon Staatsknete abzocken", dachten sich wohl die Herrschenden.
Dennoch ließ sich die WWK nicht von Celle aus abfedern: Behörden wurden abgebaut, Gehälter und Tariflöhne gesenkt, wodurch die Kaufkraft sank, Geschäfte pleite machten usw. Besonders hart traf die Stadt auch die Reduzierung des Militärs: die einst so stolze Celler Garnison umfaßte Anfang November 1932 nur noch schlappe 300 Mann. Zwar gelang es den Stadtoberen, neue Wirtschaftsunternehmen und Projekte nach Celle zu ziehen: im November '32 gab es das "o.k." für die Errichtung der Heeresmunitionsanstalt Scheuen, im April 1931 konnte die Hannoversche Provinzial-Feuerwehrschule in der Wittinger Straße eröffnet werden und gegen Mitte 1932 konnte die ?Seidenwerk Spinnhütte Aktiengesellschaft" die gewerbliche Produktion von Seide auf nehmen. Aber die ...

... Verschärfung der Krise ...
ließ sich - trotz äller "Wirtschaftsförderung" - nicht abwenden und mit ihr trat der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital immer deutlicher hervor. Mijndert Bertram (Leiter des Celler Bomann-Museums. Außerdem Verfasser der 1992 von der Stadt Celle herausgegebenen faktenreichen, ansonsten aber mäßigen Fleißarbeit "Celle - Eine deutsche Stadt vom Kaiserreich zur Bundesrepublik: 1. Band: Das Zeitalter der Weltkriege'') macht daraus eine ?Verschärfung der politischen Gegensätze" - als ob diese jemals kleiner gewesen wären - und läßt sich seitenweise über Kloppereien zwischen Kommunistlnnen und Faschisten aus. Als ob er auf dieser oberflächlichsten aller Erscheinungsebenen irgendetwas erklären könnte. Aufmerksamen Medienkonsumentlnnen fällt hierbei als aktuelle Parallele gleich die entpolitisierende Phrase von den "Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gewalttätern" bzw. die Totalitarismus"theorie" ein.

Stahlhelmtagung in Celle
Wie gesagt: der Widerspruch (nicht nur) zwischen Arbeit und Kapital trat deutlicher hervor, was sich auch in der politischen Formierung der unvereinbar gegensätzlichen Interessen niederschlug. So fand die Reichsgründungsfeier des "Stahlhelm" (Bund der Frontsoldaten), der mit 500.000 Mitgliedern im Jahre 1930 der bedeutendste Wehrverband der nationalen Rechten war und mit den Faschisten in der "Harzburger Front" marschierte, am 16. Januar 1931 ausgerechnet in Celle statt. Vor rund 900 Teilnehmern beschwor Generalleutnant von Henning das "Erwachen" der "nationalen Opposition", deren Bindeglied der Stahlhelm sei. Allein eine Diktatur könne den Bürgerkrieg verhindern. Damit stieß er bei den Faschist(Inn)en auf offene Ohren, was bspw. deren Teilnahme an der Tagung des Stahlhelmgaus Celle am 11./12.7.1931 zeigte. Zu diesem Anlaß erdreisteten sich die Stahlhelmer und Faschisten, einen Werbemarsch ausgerechnet durch das proletarische Viertel Blumlage durchzuführen. Dort kam es zu einer schweren Auseinandersetzung, in deren Verlauf einige Faschisten - trotz Polizeischutz - mitunter derbe Schläge einstecken mußten. Doch zu früh gefreut: 9 Festgenommene wurden einige Wochen später wegen "Landfriedensbruch" von der bürgerlichen Klassenjustiz zu bis zu einem Jahr Knast verurteilt.

Die (unfähige) Linke
Nicht so geschlossen wie die "nationale Opposition" waren die antifaschistischen Kräfte. Vor allem die Führungen der beiden großen ArbeiterInnenparteien SPD und KPD glaubten jeweils das Monopol auf die richtige Analyse der Realität gepachtet zu haben und waren maßgeblich für das Nichtzustandekommen einer antifaschistischen Einheitsfront.
Immerhin begann die Celler Ortsgruppe des Roten Frontkämpferbundes (RFB), die seit dem Verbot dieser Organisation am 2. Mai 1929 illegal als "Bildungs- und Schießverein" fortbestanden hatte, 1931 mit den Vorbereitungen zum Bürgerkrieg und rief ab dem Herbst auf Flugblättern zur Bewaffnung der Arbeiterschaft auf. Außerdem wurde sich auf das absehbare Verbot der kommunistischen Presseorgane vorbereitet. Ab dem Frühjahr 1932 erschien das maschinengeschriebene und hextographierte Blatt "Das Rote Sprachrohr", das massenhaft verteilt wurde, sehr zum Leidwesen des reaktionären Oberbürgermeisters Ernst Meyer, den das "Schmutzblatt" ziemlich genervt hat. Außerdem baute der Arbeiter-Radio-Bund einen Sender, der ebenfalls Anfang 1932 auf der Welle Toulouse ein unregelmäßiges Programm in das Stadtgebiet ausstrahlte.

Wahljahr 1932
Die Reichstagswahlen vom 31.7.1932 waren dann die "Entscheidungsschlacht" auf parlamentarischer Ebene, und die drei großen Parteien warben mit größten Kraftanstrengungen um das Stimmvieh, und wie auf Reichsebene (37,4%) hatte die NSDAP auch in Celle (40,8%) die meisten Stimmen erhalten. Die für eine Regierungsbildung erforderliche absolute Mehrheit hatte die "nationale Opposition? jedoch verfehlt. Bei den Neuwahlen am 6.11.1932 mußte die NSDAP massive Verluste hinnehmen, blieb mit 32,1% aber bevorzugte Partei in Celle vor SPD (27,8%) und KPD {13,7%).
Das SPD-Blatt "Celler Volkszeitung" schönfärbte sogleich: "Der Faschismus kommt in Deutschland nie mehr zur Macht!" Nun ja, den "nationalen Sozialismus" (von der Celler SPD verwandter Begriff, s.o.) können sie nicht gemeint haben. Denn für diesen organisierte "Volksgenosse" (ebenfalls von der Celler SPD verwandter Begriff) Senator Schädlich im November 1932, passend zur deutschen Weihnachtssentimentalität, eine "Winterhilfe der Wohlfahrtsvereine".

Am Vorabend des Faschismus
Anfang 1933 stieg zwar saisonbedingt die Zahl der Lohnarbeitslosen in Celle auf über 3.000, der Industrie- und Handelskammerverband Niedersachsen-Kassel vermeldete jedoch bereits erste Anzeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs. Was die NSDAP ihren WählerInnen später schlauerweise als ihren Erfolg verkaufte - hört mensch ja heute noch, von wegen Autobahnen, Arbeitslager undsoweiter.
Am 24. Januar 1933 veranstaltete die Kreisleitung Celle-Stadt der NSDAP eine öffentliche Versammlung, auf welcher der braunschweigische Landtagspräsident Zörner die Machtübernahme des "Führers" prophezeite. Leider behielt er recht, am 30: Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler.
"Nun mußte sich erweisen, was die Liebe der Natiotralsozialisten zum ganzen Volk bedeutete", faselt Bertram a.a 0. Was, bitteschön; ist denn nun eigentlich ein "Volk"?

Fortsetzung folgt...

AG 8. April 1945

[Exkurs:] Die Weltwirtschaftskrise (WWK) ...

.. begann mit dramatischen Kurseinbrüchen an der New Yorker Börse 1929 ("Schwarzer Freitag"), dauerte etwa 10 Jahre und erreichte ihren Höhepunkt im Sommer 1932. Sie markiert den Durchbruch zum oligopolistisch strukturierten Kapitalismus, der regelmäßig Interventionen des Staates in den Wirtschaftsablauf notwendig macht.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stießen mit den USA und Japan zwei neue wirtschaftliche Großmächte aüf den Wettmarkt. Ihr zusätzliches Angebot und die in den Zwanziger Jahren einsetzende Rationalisierungswelle, mittels der die einzelnen Unternehmen innerhalb des Konkurrenzkampfes Kostenvorteile erreichen wollten, führten zu Überkapazitäten in faktisch allen Wirtschaftsbereichen. Gleichzeitig wurden durch moderne Fertigungsverfahren Lohnarbeitsplätze vernichtet. Da nicht alle so "arbeitslos" gewordenen neue Lohnarbeit fanden, sank die Endnachfrage auf dem Markt. Zusätzlich zur stetig steigenden industriellen Überproduktion gab es eine weltweite Agrarkrise: Länder mit großen, durch modernste Technologie intensiv genutzten Anbauflächen wie die USA, Kanada, Australien u.a.m stießen auf den Weltmarkt; Überproduktion bei glaichzeitig sinkenden Rohstoffpreisen war die Folge.
Die teehnologische Innovation in Industrie und Landwirtschaft war in den USA wie auch andernorts durch eine expansive Aufblähung des Kreditwesens finanziert worden, so daß der relative Wohlstand der 20er Jahre sozusagen nur gepumpt war.
Als die o.g. Faktoren zu den ersten Einbrüchen führten, wurden panikartige Kettenreaktionen über das Banken- und Kreditsystem ausgelöst: Bankenzusammenbrüche, Konkurse, Verfall nationaler Währungen. Nationale Abschwungstendenzen verschärften sich durch die weltwirtschaftliche Verllechtung (multinationale Konzerne, Kreditgeschäfte, Handelsbeziehungen) - so auch in Deutschland, das über zahlreiche kurz- und mittelfristige Kredite eng mit dem amerikanischen Banken- und Wirtschaftssystem verbunden war. Hier fielen die Aktienkurse um 67%, die industrielle Produktion ging von 1929-1932 um 44%, die der Eisenindustrie gar um 60% zurück. Die Produktionseinschränkungen führten zu hoher Lohnarbeitslosigkeit: Im Februar 1932 erreichte diese mit 6,13 Millionen bzw. 44% Lohnarbeitslosen ihren Höhepunkt.
Der Verlust der alten Stabilisierungsmechanismen (im Konkurrenzkapitalismus des l9.Jahrhunderts Senkung der Rohstoffpreise usw., während die mächtigen Oligopolunternehmen des 20. Jhdts. die Produktion einschränkten sowie die Preise erhöhten usw. [3]), die Verschärfung von Tiefe und Dauer der Krise sowie die sozial und politisch bedrohliche Massenlohnarbeitslosigkeit führten zu einer neuen Aufgabenbestimmung staatlicher Wirtschaftspolitik: nicht mehr nur Sicherung des marktwirtschaflichen Ordnungsrahmens, sondern planmäßige und ständige Intervention in den gefährlich instabilen Wirtschaftsablauf In diesem Sinne setzte sich in der WWK die wirtschaftspolitische Konzeption von John Maynard Keynes (1883-1945) durch, deren Kern in der staatlichen Sorge um eine genügende Nachfrage im Wirtschaftskreislauf besteht. Im Falle einer Lücke zwischen Angebot und Nachfrage solle der Staat über zusätzliche Staatsausgaben bzw. Steuerverzichte u.a.m. für ausreichend Kauflcrafl sorgen. (4)
In den USA versuchte die Regierung im "New Deal" dieser neuen staatsinterventionistischen Aufgabe gerecht zu werden (etwa durch Arbeitsbeschaffungsprogramme im Infrastruktur- und Energiebereich). In Deutschland dagegen nutzten großindustrielle und großagrarische Kreise die wirtschaftliche Krise, um im Bündnis mit der nationalsozialistischen Massenbewegung die republikanische Staatsform durch ein faschistisches Regime zu beseitigen. Hitler versprach, durch ein großangelegtes Aufrüstungsprogramm die Wirtschaftskrise zu überwinden.

(1) Wir finden es schlecht, wenn ein an sich guter Text gespickt ist mit vermeidbaren Fremdworten. Welche/r etwas zu sagen hat, soll sich gefälligst möglichst klar und deutlich ausdrücken. Anderseits leuchtet uns auch nicht ein, warum wir nicht unseren Verstand nutzen und lernen sollen. Alternative wäre - auf Spreche bezogen - das Verharren in BILDzeitungssprache, die zur Besehreihung komplexer Sachverhalte denkbar ungeeignet und zudem bekanntlich Ursache/Wirkung geistiger Verblödung ist. Gegen Herrschaftsmittel hilft immer noch, (mit) am besten, sie selbst zu beherrschen (um sie letztlich abzuschaffen, versteht sich. Beherrschen wir die Sprache, anstatt von ihr beherrscht zu werden, und lassen wir uns nicht für dumm verkaufen. Keine Macht den Doofen bzw. alle Macht für Alle!
Um an dieser Stelle Mißverständnissen (bzw. interessierten Vorurteilen) vorzubeugen: ein formaler Schulabschluß wie Abitur oder Hauptschulabschluß sagt nix über den Inhalt des Wissens aus. (Stattdessen vielleicht etwas über die Arroganz von Möchtegemeliten. Insbesondere AbgängerInnen ?höherer? Schulen mögen ja jede Menge "Bildung" mit sich rumschleppen – welche/r sich jedoch elitär für etwas Besseres als andere hält und / oder sich abgrenzt, kann so viel nicht begriffen haben und hat vermutlich Minderwertigkeitskomplexe und / oder vielleicht Angst vor der Entlarvung der Falschheit der eigenen "Inhalte".) Wir meinen - und das ist sowohl eine wesentliche Bedingung unserer Utopie als auch vor allem von uns gemachte konkrete Erfahrung - daß jeder mensch alles lernen kann, wenn die gesellschaftliche Lage dieses zuläßt - und die Menschen es wollen, versteht sich. Daß all das leicht ist, soll hiermit allerdings nicht gesagt sein. (Aber was ist schön leicht außer Femsehgucken?!)
(2) Daß die KPD ziemlich viele Fehler gemacht hat und dem "Nebenwiderspruch" Patriarchat herzlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat, ist zwar nicht die neueste Erkenntnis, aber schon gar nicht falsch. So war es kein Zufall, daß viele RFB-"Kämpfer" sich nach 1933 problemlos bei den Faschos integrieren konnten. Auch erstaunt es kaum, daß auch viele Frauen faschistisch wählten, da die Rechten (zumindest in ihrer Propaganda und selbstverständlich mit reaktionären Absichten) die unbezahlte Reproduktionsarbeit der Frauen immer noch mehr würdigten als die Kommunist(Inn)en, die diesbezüglich lediglich von "rückständigen", zu rekrutierenden "Gewalthaufen" sprach. Und selbstverständlich hat auch damals der Mann - selbst wenn er "arbeitslos" war - zu Hause keinen Finger krumm gemacht. Eine ziemlich gute und fundierte Kritik hierzu hat Silvia Kontos geschrieben: Die Partei kämpft wie ein Mann, Verlag Roter Stern, 1981.
(3) Denjenigen, die sich in Wirtschaftsfragen etwas mehr Durchblick verschaffen wollen, sei hier das 136 Seiten dünne Büchlein Ökonomie. Eine populäre Einführung in die "Kritik der politischen Ökonomie" von Bodo Gaßmann wärmstens empfohlen. Herausgegeben wurde es vom ?Verein zur Förderung des dialektischen Denkens, e.V.", Garbsen 1993 (2. Auflage), lSDN 3-929145—00-0. Zu beziehen ist es über den Verein ...(s.o.), Hertzstr. 39, 30827 Garbsen, durch Einzahlung von 10,- DM auf das Postgirokonto 515055-302 / BLZ 250 100 30 (Han) oder über den Buchhandel. Zwar mitunter ein bißchen schwierig zu lesen, aber langfristig gesehen trotzdem eine Investition, die sich lohnt!

Während der Antikapitalismus von seinen Profiteuren als das überlegene Wirtschaftssystem gefeiert wird, verhungern jährlich an den Folgen dieser Ökonomie etwa so viele Menschen, wie im 2. Weltkrieg getötet wurden. Für alle, die nicht auf die Propaganda der Marktwirtschaftsfanatiker hereinfallen wollen, stellen wir diese leichenträchtige Wirtschaftsweise einführend dar.
Wir legen dabei die Marxsche Analyse der Ökonomie des bürgerlichen Zeitalters, in der das Kapital bestimmend wirkt, zugrunde, weil sie entgegen einem interessierten Vorurteil wahr ist. Denn sie beruht auf dem avanciertesten Stand des Denkens, erklärt schlüssig die Erscheinungen und reflektiert die prinzipielle Totalität der Epoche.
Diese Einführung will nicht das Studium des Marxschen Hauptwerkes 'Das Kapital' ersetzen, sie will im Gegenteil dazu anregen, es zu studieren. Was diese Schrift kann, ist einen ersten Einblick zu vermitteln, wie die menschenfeindlichen Gesetze der Kapitalproduktion funktionieren und was man daraus für Konsequenzen ziehen sollte." (Umschlagtext)

Und aus dem Vorwort zur 2. Auflage: "... wünschen auch wir uns einen Leser, der gewillt ist, kritisch zu denken. Den Denkfeinden, Sinnverdrehern und Apologeten des Bestehenden sagen wir mit Marx: wir gehen unseren Weg und lassen die Leite reden ..." Dem können wir uns nur anschließen!
(4) Mittlerweile ist der Klassenkampf ja etwas derber bzw. die Kapitalistlnnen, v.a. nach dem Zusammenbruch des bürokratischen Kollektivismus ("Realsozialismus"), dreister geworden. Wir befinden uns mehr oder weniger in der Phase des Neoliberalismus, d.h. kurzgefaßt mischt sich der Staat weniger in die Wirtschaft ein, baut sozialstaatliche Elemente ab und dafür - in weiser Voraussicht - polizeistaatliche auf: Die Wirtschaft wird mehr dem "freien Spiel der Kräfte" überlassen, wie es so schön heißt (mensch könnte es auch Recht des Stärkeren oder aber einen ethischen Rückfall in die frühe Steinzeit nennen), es wird "dereguliert".

 Aus: Publiz. Politik und Kultur aus Celle, Nr. 23, April/Mai, 1997, S. 15-17