„Verdrängen – vergessen – vergegenwärtigen“

Erinnerungspolitik – Was prägt(e) in Celle die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus?

An der ornamentgeschmückten Fassade der alten, längst abgerissenen Hermann Billung-Schule im Zentrum der Stadt war in den 1950-er und 1960-er Jahren knapp unter der Giebelspitze ein „weißer Fleck“ zu sehen. Unauffällig auffällig. War dort ein kaputtes Fenster nicht neu verglast, sondern durch eine Holzplatte ersetzt worden? Vor einigen Jahren bekam ich ein Foto zu Gesicht, mit dem das Rätsel gelöst schien. Anstelle des hellen Kreises war ein Hakenkreuz zu sehen. Die eigentliche Überraschung aber brachte eine weitere Fotografie, die enthüllte, was Nationalsozialisten dort ersetzt hatten: ein Hexagramm. Der Baumeister, Friedrich Ludwig Schumann, war Mitglied in der Freimaurerloge „Zum hellleuchtenden Stern“ gewesen (1) und hatte diesem geometrischen Ornament sicherlich nicht zufällig einen Ehrenplatz in der Fassadengestaltung des 1877 eingeweihten Gebäudes eingeräumt. Wer Dan Browns „Sakrileg“ gelesen hat, konnte sein Wissen um die symbolische Bedeutung des Hexagramms ja zuletzt auffrischen: Das „männliche“ Dreieck, dessen Spitze nach oben weist, soll - verflochten mit dem „weiblichen“ - ein harmonisches Dualsystem formen. Für die Nazis war es in den 1930-er Jahren allerdings nur mehr ein Symbol des Judentums. Und das hatte an der Fassade eines deutschen Gymnasiums nichts zu suchen.

[Abb. 1 – 3; Bildunterschrift: Das Gebäude der Hermann Billung-Schule in den 1950-er Jahren (oben, StA Celle), mit Hexagramm vor 1933 (unten links, StA Celle) und mit Hakenkreuz (unten rechts, HBG-Archiv)]

Mich fasziniert an dieser Geschichte tatsächlich die Leerstelle der 1950-er und 1960-er Jahre. Der weiße Fleck wirkt heute auf Fotos viel auffälliger als es eine „restaurierte“ Fassade mit Hexagramm wäre. Und er steht sinnbildlich für eine lange Phase lokaler Erinnerungspolitik. Wiederherzustellen gab es nichts. Die humanistischen Ideale der Freimaurerei und der Aufklärung waren durch den Nationalsozialismus zutiefst beschädigt. Ein ornamentales Hexagramm konnte nach 1945 nur noch als „Judenstern“ wahrgenommen werden und damit als Erinnerung an eine Schuld, die man besser abwehren wollte.

Interessanterweise ist die im September 1952 erschienene „Festschrift zur Feier des 75-jährigen Bestehens der Hermann Billung-Schule Celle“ (2) die einzige lokalgeschichtliche Darstellung der 1950-er und 1960-er Jahre, in der eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus stattgefunden hat. Möglich wurde dies, weil man neben der Gefolgschaft des größten Teils des Kollegiums auch eine Geschichte von Dissidenz zu erzählen hatte. Zwei Studienräte und der Rektor waren wegen kritischer Äußerungen gezwungen worden, in den Ruhestand zu treten, ein weiterer Studienrat wurde strafversetzt.

Von 1966 an habe ich das HBG bis zum Abitur besucht. Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser Teil der Schulgeschichte jemals Thema im Unterricht geworden wäre. Erklären lässt sich dies damit, dass nicht nur zwei der zwangspensionierten Studienräte nach 1945 den Unterricht wieder aufnehmen konnten, sondern eben auch viele ehemalige Parteigenossen, nachdem sie „das Fegefeuer der Läuterung hinter sich hatten und wieder in ihr Amt einrücken durften.“ (3) Gemeint ist die Entnazifizierung. (4)

Auch die alten, konservativen Eliten, die in einer Provinzstadt wie Celle den Nationalsozialismus nicht nur gestützt, sondern ihn repräsentierten hatten, waren in den 1950-er Jahren wieder in hohe Positionen in Staat, Politik und Gesellschaft zurückgekehrt. (5) Eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hätte zwangsläufig mit sich gebracht, ihre individuelle Schuld zu thematisieren. Daran hatten sie und auch die Milieus, denen sie zuzurechnen sind, kein Interesse.

So beschränkten sich zunächst die Ansätze von Aufarbeitung auf die ersten Nachkriegsjahre.

Zum einen wurden sie erzwungen von der Britischen Besatzungsmacht. Im so genannten „Celle Massacre Trial“ wurde gegen 14 Angeklagte verhandelt, die an den Verbrechen des 8. April 1945 und den Folgetagen beteiligt waren. (6) Besonders eingeprägt allerdings hat sich dieser Versuch einer justiziellen Aufarbeitung im kommunikativen Gedächtnis (7) der Stadt nicht. Nie ist mir ein Zeitzeuge begegnet, der sich an diesen Prozess erinnern konnte. Obwohl er öffentlich war und obwohl in den seinerzeit in Celle verfügbaren Zeitungen darüber berichtet wurde, (8) scheint es sich um eine gewissermaßen exterritoriale Veranstaltung gehandelt zu haben. Dabei spielten sich die Verhandlungen zu einem großen Teil in der Aula des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasiums ab.

[Abb. 4; Bildunterschrift: Plakat zur Ausstellung „Kampf und Opfer“ (im Besitz des Autors)]

Und auch die Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung versuchten für kurze Zeit, eine Auseinandersetzung zu initiieren und eine Gedenkkultur zu etablieren. Vom 31. Januar bis zum 7. Februar 1947 war in der Altstädter Schule die „K.Z.-Ausstellung Kampf und Opfer" zu sehen. In dieser Wanderausstellung, die von fast 7000 Cellern besucht wurde, vermittelten Originaldokumente, Foltergeräte, Statistiken, Photos und Zeichnungen Kenntnis von den erschütternden Zuständen in den Konzentrationslagern. Der Besuch dieser Ausstellung hat sich allerdings bei einzelnen Zeitzeugen, die ich sprechen konnte, durchaus im Gedächtnis eingegraben. (9)

[Abb.5; Bildunterschrift: Eichenholzkreuze auf dem Waldfriedhof (Rohde)]

Die im Juli 1946 gestartete Initiative des „Ausschusses ehemaliger politischer Gefangener und Verfolgter“ zur Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Bombenangriffs und Massakers vom 8. April 1945 scheiterte bekanntlich. Ersatzweise entstand auf dem Waldfriedhof ein Gräberfeld mit drei Eichenholzkreuzen. Bis heute ist es nicht nur wegen der hervorstechenden christlichen Symbolik ein Ort, den nicht alle Angehörigen von Opfergruppen annehmen mochten. Für eine öffentliche Gedenkkultur hatte diese Stätte bis in die späten 1970-er Jahre kaum eine Bedeutung. (10)

These 1: Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wurde in den ersten Nachkriegsjahren vor allem „von außen“ an die ehemalige „Volksgemeinschaft“ herangetragen. Die Initiativen zu Aufarbeitung und Gedenkkultur gingen aus von Opfergruppen, die - durch die Maßnahmen des Nationalsozialismus ihrer Rechte beraubt - nicht mehr zu dieser „Volksgemeinschaft“ gehört hatten. Auch die britische Besatzungsmacht agiert mit administrativen Anordnungen und dem von ihr durchgeführten Prozess in der Wahrnehmung der Bevölkerung „von außen“.

Der Philosoph Theodor W. Adorno hat darauf hingewiesen, dass die Schuldabwehr sich vor allem rationaler Mittel bediente, „unter denen die Schuldaufrechnung wohl das wichtigste ist.“ (11) Die rückblickend wirksamste Ebene von Aufrechnung bezog sich auf die Teilung Deutschlands und der Verlust der Ostgebiete. Der Sozialpsychologe Peter Brückner hat dies 1978 auf die griffige Formel gebracht „Verlorenes Land ist verlorene Schuld“. (12)

Für Stadt und Landkreis Celle hatte dies eine besondere Bedeutung. Rund ein Drittel der Bevölkerung waren Flüchtlinge und Vertriebene. (13) Dieser hohe Anteil an Neubürgern sorgte für eine enorme Wohnraumnot und andere Versorgungsprobleme. Zum einen war man deshalb geneigt, die daraus resultierenden Entbehrungen als Sühne anzusehen. Daneben fand aber auch eine Verschiebung der Schuld statt, nämlich auf die alliierten Sieger, die mit den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz diese Situation absichtsvoll herbeigeführt hätten.

[Abb. 6; Bildunterschrift: Plakat zum „Tag der Heimat“ 1960 (Rohde)]

Seit den frühen 1950-er Jahren dominierte eindeutig die „deutsche Frage“, der Verlust der Ostprovinzen und die Teilung, die westdeutsche Gedenkkultur. Der so genannte „Tag der Heimat“, ins Leben gerufen mit der Stuttgarter Kundgebung zur Verkündung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 6. August 1950, wird seitdem jeweils am zweiten Sonntag im September feierlich begangen. Insbesondere in den Regionen mit einem hohen Flüchtlingsanteil fand er mit großer Beteiligung und einhergehendem öffentlichen Interesse statt. (14) Im Gedenken an den Aufstand in der DDR wurde zudem ab 1954 der 17. Juni als Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland ein herausragendes Datum im jährlichen Gedenkzyklus.

[Abb. 7; Bildunterschrift: Plakat zum „Gedenktag der Opfer des Faschismus“ 1948 (DHM Berlin)]

Der "Tag der Heimat" verdrängte in Westdeutschland übrigens gänzlich den "Internationalen Gedenktag für die Opfer von Faschismus und Krieg". Zu diesem hatte der Berliner Magistrat auf eine Initiative des „Hauptausschusses Opfer des Faschismus“ erstmals am 9. September 1945 aufgerufen. Der zweite Sonntag im September wurde dann als wiederkehrender Termin des so genannten OdF-Tages festgelegt und in den ersten Nachkriegsjahren auch in einigen westdeutschen Städten begangen. Der vom Bund der Vertriebenen veranstaltete „Tag der Heimat“ fiel in den Jahren 1951 bis 1953 noch auf das erste Augustwochenende, wurde ab 1954 aber ebenfalls auf den zweiten Sonntag im September verlegt. Während der Termin in der DDR für die Erinnerung an die Opfern des Widerstands gegen den Nationalsozialismus stand, wurde er in der BRD zu dem zentralen Gedenktag an Flucht und Vertreibung. (15)

Im Landkreis Celle entstanden in den 1950-er Jahren in einer Reihe von Gemeinden Denkmäler für die Opfer von Flucht und Vertreibung, die Einweihung erfolgte meist am Volkstrauertag. In den Celler Triftanlagen, einem kleinen Park, der Bahnhof und Altstadt verbindet, waren 1954 von Stadt bzw. Landkreis Celle veranlasst, zwei Gedenksteine zum Gedächtnis für die Gefallenen und die Opfer des Krieges der jeweiligen „Patengemeinden“ aufgestellt worden. (16) Im alten Rathaus der Stadt bekräftigt ein so genanntes Wappenfenster mit den Wappen Celles und der „Patenstadt“ Marienwerder seit 1954 mit der dort eingelassenen Losung „Das ganze Deutschland soll es wieder sein“ das Ziel der Gedenkkultur. - Seit 1952 hatte an den Schulen Niedersachsens eine so genannte „Ostdeutsche Woche“ stattzufinden, in der das ostdeutsche Kulturgut gepflegt und die Erinnerung an die ehemaligen Ostprovinzen wach gehalten werden sollte.

Um nicht missverstanden zu werden: Die Erinnerung an die Toten ist traditionell die Basis von Gedenkkultur, und es wäre eher ungewöhnlich, statt der „eigenen Toten“ vorrangig jener durch das eigene Kollektiv Ermordeten zu gedenken. Seit 1919 wird am genannten „Volkstrauertag“ der – vorrangig eigenen - Kriegstoten gedacht. (17) Ungewöhnlich ist die intensive und zusätzliche Beschäftigung mit den Opfern aus den verlorenen Ostgebieten, die sich allein mit Motiven einer Integrationspolitik kaum erklären lässt; zumal nicht für jenen Zeitraum, in dem die Alteingesessenen den Flüchtlingen und Vertriebenen im Alltag eher mit Ablehnung begegneten.

In einer Auflistung der Reifeprüfungsthemen für das Fach Deutsch am Celler Gymnasium Ernestinum findet sich erstmals im Jahr 1963 ein sich in der Fragestellung offen auf den Nationalsozialismus beziehendes Thema: „Wozu verpflichten uns die Millionen Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges?“ (18) Die Möglichkeit zur Beschäftigung mit der Frage der Wiedervereinigung dagegen hatten die Abiturienten im Jahr 1948, 1950, 1954, 1958, 1960 und auch 1963.

Auch die westdeutsche Gedenkkultur wurde 1963 zum Thema des Abituraufsatzes: „Drei Gedenktage der jüngsten deutschen Vergangenheit: 20. Juli 1944, 17. Juni 1953, 13. August 1961. Welche Bedeutung haben Sie für die politische Bildung Ihrer Generation?“ (19) Hier zeigt sich die geschichtspolitische Hauptströmung der Adenauer-Ära: Der Nationalsozialismus wurde vor allem als totalitäre Diktatur beschrieben, womit sich die Möglichkeit einer Verschiebung auf die DDR und damit tatsächlich die Chance zur Abtrennung der Schuld eröffnete. „Es entsteht eine widervernünftige, verborgene und nicht unkomplizierte Gleichung“, schreibt Peter Brückner, „Weil >wir< mit der DDR nichts gemeinsam haben wollen ..., haben >wir< nichts mehr gemeinsam mit dem, was wir vor wenigen Jahren gewesen sind, Nationalsozialisten oder gefügige Nazi-Mitläufer“. (20)

These 2: Gerade in Regionen wie Celle mit ihrem hohen Anteil an Flüchtlingen und Vertriebenen bot sich angesichts der Entbehrungen der ersten Nachkriegsjahre die Chance zur Schuldaufrechnung. Die von Deutschen begangenen Verbrechen gerieten in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend unschärfer angesichts einer Gedenkkultur, die sich auf die Opfer von Flucht und Vertreibung, den Verlust der Ostgebiete und die deutsche Teilung ausrichtete. Die Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialismus verschwand nach wenigen Jahren in Westdeutschland weitgehend aus der offiziellen Gedenkkultur.

Der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich hat 1965 aus Anlass der Rede des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke in der Gedenkstätte Bergen-Belsen darauf aufmerksam, wie weit sich die deutsche Gesellschaft in wenigen Jahren von den Schwellen „der Einsicht in das, was wir wussten, wessen wir fähig waren, zurückgezogen“ habe. (21) Bundespräsident Theodor Heuss habe 1952 am selben Ort noch gesagt: „Wir haben von den Dingen gewusst.“ Zum 20. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers aber wäre diese Einsicht bei Bundespräsident Lübke nicht mehr vorhanden gewesen: "Was geschah, geschah nicht im Auftrag und nicht mit Wissen und Willen des deutschen Volkes - wohl aber in unserem Namen." Lübke vertrete – so Mitscherlich - damit eine „Zwei-Populationen-Theorie“, wonach nicht das deutsche Volk die Untaten des nationalsozialistischen Regimes begangen, sondern Hitler sich eines Abschaums von Menschen bedient habe, den es in jedem Volke gebe. (22)

Ein bedrückendes Beispiel für diese Entwicklung war im April 1965 in der Celleschen Zeitung zu finden. Wenige Tage vor Lübkes Gedenkrede verstieg sich ein Autor mit dem Kürzel „epn“ (23) zu der Behauptung, das Grauen von Belsen sei die Folge „schwerer Organisationsfehler“ gewesen. Dieser Artikel markiert auch hinsichtlich der lokalen Erinnerungspolitik einen absoluten Tiefpunkt. Das Verbrechen vom 8. April 1945 wird nicht nur verharmlost, sondern förmlich aus der Welt geschafft und durch eine Lügengeschichte ersetzt:

„Ein Zug mit KZlern, die zum Transport nach Belsen bestimmt waren, wurde in Mitleidenschaft gezogen, die Insassen retteten sich durch Flucht ins Neustädter Holz. Eine Kompanie des Volkssturms wurde beauftragt, sie zu erschießen, aber der vernünftig denkende Führer kehrte sich nicht an den Befehl, sondern ließ seine Männer einfach abrücken. So rettete er den KZlern das Leben und bewahrte sich selbst vor einer schweren Bestrafung, die zweifellos gefolgt wäre.“ (24)

In dieser Passage gibt es weder „Opfer“ noch „Täter“, sondern einen „Retter“. Dieser „Retter“ steht für den „anständig gebliebenen Deutschen“. Eine besondere Erinnerung widmet der Autor jenen „Kriegsopfer(n)“, die in der „Schreckenschronik der Nachkriegszeit“ von Displaced Persons beraubt und ermordet worden seien. (25)

[Abb. 7; Bildunterschrift: Ehrengrabstelle Ernst Meyer (Rohde)]

Das Stereotyp von >anständig gebliebenen Deutschen< durchzieht auch die öffentlichen (Selbst-)Darstellungen einer Reihe Celler Persönlichkeiten, die an verantwortlicher Position dem nationalsozialistischen Staat gedient hatten. Es wurde an Legenden gestrickt. Über den Oberlandesgerichtspräsidenten Adolf von Garßen hieß es, er habe sich aus Pflichtgefühl entschlossen, im Amt zu bleiben, „weil er glaubte, damit Schlimmeres verhindern und im Einzelfall sogar helfen zu können.“ (26) Celles Oberbürgermeister während der Zeit des Nationalsozialismus, Ernst Meyer, war auf der so genannten Ehrenbürger-Grabstätte auf dem Städtischen Friedhof beigesetzt worden, ebenso wie der 1933 aus dem Dienst entfernte Sozialdemokrat Ernst Schädlich und später der bis 1945 als Landrat tätige und von 1952 bis 1964 als Oberbürgermeister amtierende und zum Ehrenbürger ernannte Wilhelm Heinichen. Nach Ernst Meyer und Wilhelm Heinichen wurden in den 1960-er Jahren Straßen benannt.

Bis auf Herbert Bangemann waren die Kreisleiter der NSDAP „von außen“ gekommen, Zugezogene oder Parteikarrieristen. Das waren im kommunikativen Gedächtnis die >Nazis<, während sich die im lokalen Raum >verwurzelten< Eliten als jene darstellten, die unabhängig von den jeweiligen Regierungsformen „anständig“ geblieben wären, ja sogar – wie es dann auch über den erwähnten Adolf von Garßen hieß – zu den „erbittersten Gegner(n) der Nationalsozialismus“ gerechnet werden könnten. (27)

[Abb. 8; Bildunterschrift: Straßenschilder „Wilhelm-Heinichen-Ring“ und „Witzlebenstraße“ (Rohde)]

Wie sich im erwähnten Abituraufsatzthema des Jahres 1963 andeutet, hatte der deutsche Widerstand Eingang in die westdeutsche Gedenkkultur gefunden. Ein im Westen Celles entstandenes Neubaugebiet, in dem vorgesehen war, u.a. Bundeswehrangehörigen ein Wohnungsangebot zu machen, bekam 1966 Straßennamen nach Widerstandskämpfern. Straßennamen repräsentieren kollektive Geschichtsbilder und spiegeln das „konsensuale generationenübergreifende Selbstverständnis einer Gesellschaft“ (28).

Zunächst war zwar mit einer 5:4 Mehrheit im Verwaltungsausschuss beschlossen worden, die Straßen im neuen Stadtteil nach Dichtern zu benennen. (29) Die SPD hatte in der Sitzung für eine Benennung nach Widerstandskämpfern geworben, war aber der CDU Mehrheit unterlegen. Zur dreieinhalb Wochen später stattfindenden Ratssitzung war die CDU-Fraktion allerdings umgeschwenkt und brachte gegen den Vorschlag der Verwaltung einen Antrag ein, der die Benennung der Straßen nach Leber, Leuschner, Mierendorf (sozialdemokratischer Widerstand), von Stauffenberg, Beck, von Witzleben, Goerdeler (20. Juli), Bonhoeffer (Widerstand ev. Christen), Stülpnagel sowie Rommel vorsah. Die SPD wollte anstelle von Rommel und Stülpnagel die Namen Breitscheid und die Geschwister Scholl mit Straßenbenennungen gewürdigt wissen. Der CDU-Antrag wurde mit 18 gegen 13 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt, der SPD-Antrag überraschend mit 22 Stimmen angenommen. Die SPD war in dieser Ratssitzung vom 16.12.1966 mit 16 Mandatsträgern, die CDU mit 15 und die FDP/WG mit vier Abgeordneten vertreten.

Ein weiterführender SPD-Antrag, wonach für weitere Straßen die Namen Pater Delp, von Ossietzky, Anne Frank, Ullrich von Hassell und Haubach vorgemerkt werden sollten, wurde gegen die Stimmen der SPD-Fraktion abgelehnt. (30)

Der Cellesche Zeitung war anschließend zwar zu entnehmen, dass es sich um ein „Politikum ersten Ranges“ gehandelt habe, vermerkt wurde eine „unsachlich werdende Diskussion“ und „hochgehende(n) Wellen“. Allerdings wird nicht deutlich, worum inhaltlich gestritten wurde. (31)

These 3: Die Generation jener, die daran beteiligt waren, die Opfer des Nationalsozialismus zu drangsalieren, zu berauben, zu vertreiben und zu ermorden – und auch jener, die weitgehend teilnahmslos zugeschaut hatten, verweigerte sich jeglicher Aufarbeitung. Selbstentlastend wurde die Schuld auf eine kleine Clique von Nazi-Verbrechern verlagert, was der Mehrheit erlaubte, sich vom Regime zu distanzieren und sich teilweise sogar als Gegner zu inszenieren. Bezogen auf die lokale Aufarbeitung der Verantwortung kam hinzu, dass man die Schuld auf „von außen“ kommende Nazi-Funktionäre verschieben konnte. Die Würdigung von Teilen des Widerstands markiert eine öffentliche Distanzierung vom Nationalsozialismus und eine Bezugnahme auf ein >anderes Deutschland<, die es gleichzeitig ermöglichte, eine Beschäftigung mit lokalen Akteuren zu unterlassen.

Die späten 1970-er, frühen 1980-er Jahre markieren aus heutiger Sicht auf lokaler Ebene den Beginn einer erinnerungspolitischen Wende und die Anfänge der Etablierung von Formen der Gedenkkultur. (32)

Auf der sozio-kulturellen wie der politischen Ebene war zu Beginn der 1980-er Jahre in Celle ein >alternatives Milieu< entstanden, das sich entlang verschiedener Konfliktlinien gegen das dominierende konservative Milieu positionierte. Insbesondere die Friedensbewegung erreichte eine gewisse Breite und Wirkkraft, u.a. weil Teile der evangelischen Kirche sich ihr anschlossen. (33)

In der intensiv geführten gesellschaftlichen Debatte um die so genannte „Nachrüstung“ bedienten sich sowohl Befürworter wie Gegner in ihrer Argumentation historischer Bezüge. Die Polemik des damaligen CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler, wonach ohne den Pazifismus der 30-er Jahre Auschwitz überhaupt nicht möglich gewesen wäre, war eine Reaktion auf den Versuch der Friedensbewegung, sich historisch, also mit Verweisen auf den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg zu legitimieren.

Das mit den neuen sozialen Bewegungen entstandene alternative Milieu, das Schnittstellen zu linken Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und Christen aufwies, forderte eine andere Haltung zum Nationalsozialismus, auch auf lokaler Ebene, ein.

[Abb. 9; Bildunterschrift: Titelseite „Hinter den Fassaden“]

„Hinter den Fassaden. Geschichten aus einer deutschen Stadt.“ (34) Dieser im März 1982 erschienene Sammelband von kleinen, eher journalistischen Aufsätzen hatte für Celle nicht nur eine ungemein große Auflage, sondern auch eine ungemein große Wirkung. Hier setzte sich eine Generation in kritische Distanz zu dem, was bis dahin in Celle gedacht und gesagt werden durfte. Die treibenden Kräfte hinter dieser Veröffentlichung waren Norbert Kandel und Wilfried Köppen, gebürtige Celler, zu jung um als „68er“ gelten zu können, aber einer Generation zuzurechnen, die schon während der Schulzeit den Konflikt mit Autoritäten nicht scheute. In dem aus Celle stammenden Amtsrichter Ulrich Vultejus (Jg. 1927) hatten sie einen Mitstreiter gefunden, dem ebenfalls an einer „Abrechnung“ mit den Celler Verhältnissen gelegen war.

Zu dieser „Abrechnung“ gehörten mehrere Aufsätze, die sich erstmals mit der Geschichte Celles im Nationalsozialismus beschäftigten und Kontinuitäten sowohl im Verhalten der lokalen Eliten wie auch rechtsextremistischer Organisierungen im Celler Umland aufdeckten.

Dieser Blick >hinter die Fassaden< war aus Sicht der lokalen Eliten schlicht >ungehörig<, Nestbeschmutzung. (35) Die Brisanz dieses Buches für die lokale Öffentlichkeit wird vielleicht daran deutlich, dass die Buchhandlungen vor Ort aus dem Umfeld von Oberlandesgericht und Cellescher Zeitung unter Druck gesetzt wurden, es nicht zu verkaufen. So wurde es zunächst in Szenekneipen und im Gewerkschaftshaus vertrieben. Erst als Karstadt aufgrund vieler Kundennachfragen den Band zum Verkauf anbot, fand er auch Eingang in die Bestände des lokalen Buchhandels. (36)

Dem neu entstandenen Milieu hatte diese Veröffentlichung und ihr Erfolg ein Selbstbewusstsein verschafft, das sich im kommenden Jahr auch politisch ausdrücken sollte. Das Jahr 1983 war erinnerungspolitisch geprägt durch den 50. Jahrestag der >Machtübernahme<. In Celle wurde nicht nur erinnert, sondern auch >enthüllt< und gestritten.

Neben die Veranstaltungen zum 50. Jahrestag der >Machtübernahme< trat in Celle ein >Skandal<. Die Alternativzeitung „Celler Zündel“ beschuldigte einen Lehrer am Celler Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium, im Unterricht über Jahre Stereotypen der >Auschwitz-Lüge< verbreitet zu haben. Der Vorgang wurde zunächst nur von überregionalen Medien aufgegriffen und vom konservativen Milieu heruntergespielt. Eine langwierige disziplinarische Untersuchung bestätigte die Vorwürfe gegen den Lehrer schließlich in weiten Teilen. (37)

[Abb. 10; Bildunterschrift: Gedenkplakette zum Stahlhelmtreffen „Die Treue ist das Mark der Ehre“ (Rohde)]

Im Juni des Jahres hielt dann der „Stahlhelm“, eine rechtsextreme Veteranenvereinigung, sein Jahrestreffen in Celle ab. (38) Mit Rückendeckung der Mehrheit des Celler Stadtrates nahm Oberbürgermeister Helmuth Hörstmann (CDU), selbst ehemaliges SS-Mitglied, die Einladung an, eine Begrüßungsrede auf dem Treffen zu halten. Das Treffen und seine stillschweigende Duldung durch die konservative Ratsmehrheit brachte eine breite Opposition auf die Beine: linke Sozialdemokraten und Gewerkschafter, Alternativ- und Friedensbewegung.

Diesem Bündnis gelang es, dieses Treffen des „Stahlhelm“ nicht nur in der lokalen Öffentlichkeit, sondern auch in bundesweiten Medien zu skandalisieren. Zum einen gab es die tagesaktuelle Frage, ob eine Stadt sich – gleichsam fördernd – zu einem Verband verhalten könne, dessen Distanz zu Militarismus, Antisemitismus und Faschismus rein formaler Natur war. Daneben aber war eine geschichtspolitische Ebene von einiger Relevanz. Es ging eben auch um eine Bewertung des historischen „Stahlhelm“, der als Mitglied der Harzburger Front Hitler und die NSDAP mit an die Macht gebracht hatte. Und die Auseinandersetzung verlief deshalb in so großer Schärfe, weil einer der Protagonisten, der damalige Oberbürgermeister Hörstmann, sich offensiv als Verharmloser aufspielte und dabei meinte, seine >Autorität< mit seiner Zeitzeugenschaft behaupten zu können.

Gegenüber dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Joachim Piper, rechtfertigt der Oberbürgermeister seine Haltung mit einigen Relativierungen zur Rolle des historischen „Stahlhelm“ und räsoniert: „Offenbar aber halten Sie meine Kenntnisse aus einer Zeit, die ich miterlebt habe, für mangelhaft.“ Zu den Vorwürfen gegen den neuen >Stahlhelm< behauptet er eine Kampagne „aus einer verfassungsfeindlichen, linksradikalen Ecke ... Mein Eindruck ist, dass hier Material von der ostberliner Abteilung für >Desinformation< aufbereitet wird.“ (39)

[Abb. 11; Bildunterschrift: Demonstration gegen das Stahlhelmtreffen, auf dem Transparent ist zu lesen: „... und sie üben wieder fleißig für ein neues 33“ (Doll)]

Das Bündnis gegen das Stahlhelm-Treffen war in Teilen erfolgreich. Das eigentliche Treffen wurde zwar nicht abgesagt, es wurde für den Oberbürgermeister aber politisch unmöglich, seine bereits geschriebene Rede vor den „Stahlhelmern“ zu halten; in der dann verlesenen Rede beansprucht er die ungebrochene Repräsentanz:

„Sie sind in Celle in einer Soldatenstadt. [...] Die Wahrung und Anerkennung soldatischer Tradition sowie Liebe und Treue zu unserem Land entspricht dem Denken der Menschen in dieser Gegend.“ (40)

Sowohl für die Konservativen wie für das Gegenmilieu ging es in diesem Konflikt auch um Fragen von Identität und Hegemonie: Was prägt dieses Celle? Und wer darf es repräsentieren?

In dieser Phase gab es erste Ansätze zu einer lokalen Erinnerungskultur. So brachte die kleine Alternativzeitung „Celler Zündel“ im Januar 1983 zum 50. Jahrestag der Machtübernahme ein Sonderheft heraus, das sich ausschließlich lokalhistorischen Themen widmete. (41) Der gewerkschaftliche Arbeitskreis „Grabe, wo Du stehst“ ergänzte eine Wanderausstellung mit dem Titel „Sozialdemokraten und Gewerkschaften gegen Hitler“, die im April in der Union gezeigt wurde, um einen lokalen Teil. (42)

Und auch die Geschehnisse des 8. April 1945 wurden wiederentdeckt. Der Arbeitskreis „Grabe, wo Du stehst“ hatte einige Interviews mit älteren Gewerkschaftern gemacht und war dabei überhaupt erst auf die Geschehnisse vom 8. April 1945 aufmerksam geworden. Einer der Gesprächspartner, Wilhelm Sommer, stellte sich dann auch Schülern der Grund- und Hauptschule Groß-Hehlen zur Verfügung, wobei ein Interview entstand, das die Brisanz des Ereignisses deutlich machte. Zunächst hatte das Verbrechen aber nur mit wenigen Zeilen in dem Band „Hinter den Fassaden“ Erwähnung gefunden. (43)

Interessanterweise wurde dieses Wissen aber genutzt, um direkt im Vorfeld der „Stahlhelm“-Tagung ein Zeichen zu setzen. Am 17. Juni (sic!) 1983 wurde der Toten des April 1945 öffentlich auf dem Waldfriedhof in einer Veranstaltung gedacht, bei der Pastor Hans-Heinrich Waack, seinerzeit auch Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die Ansprache hielt. Man setzte also in einer tagespolitischen Auseinandersetzung einen erinnerungspolitischen Kontrapunkt. (44)

Zwei Jahre später, 1985, wieder ein Gedenkjahr: 40 Jahre Kriegsende. Die öffentlichen Veranstaltungen in Celle wurden im wesentlichen von dem Milieu getragen, das anlässlich der „Stahlhelm“-Tagung agierte. Aber auch die CDU hatte sich bewegt. Am 8. Mai legten Mitglieder von CDU, FDP und WG am Waldfriedhof einen Kranz „Zum Gedenken an die Opfer vom 8. April“ nieder. Der Kreisverband der CDU hatte auch die SPD zur Teilnahme eingeladen, die aber absagte, weil die CDU dieses Gedenken nicht gemeinsam mit den Grünen veranstalten wollte.

[Abb. 12; Bildunterschrift: Gedenkplatte Waldfriedhof (Rohde)]

Die Anlage auf dem Waldfriedhof bekam im Vorfeld einen anderen Gedenkstein. Bis dahin hieß es: „Den Opfern des zweiten Weltkrieges“. Initiiert durch ein >Bürgerkomitee< wurde dieser Text ersetzt durch den immer noch vagen, aber stimmigeren Hinweis „Den Opfern der NS-Gewaltherrschaft“. Das Anliegen jedoch, dem Ereignis und den dabei Getöteten mit der Inschrift "Den Opfern des Transportes aus dem KZ Drütte" zu gedenken, konnte nicht umgesetzt werden. (45)

Im Jahr 1985 berichtete erstmals auch die Cellesche Zeitung ausführlich über die Ereignisse des 8. April 1945 in Celle. (46) Auf Betreiben der Ratsfraktionen der Grünen und der SPD beschloss der Rat der Stadt Celle eine historische Aufarbeitung in Auftrag zu geben. Ein Wettbewerb zur Schaffung eines Mahnmals für die Opfer des KZ-Transports aus Drütte wurde ausgeschrieben und der ausgewählte Entwurf von Johnny Lucius am 7. April 1992 eingeweiht. Dieser erinnerungspolitische Prozess ist von Klaus Neumann ausführlich beschrieben worden. (47) Rückblickend lässt sich für die vergangenen 15 Jahre feststellen, dass eine weitergehende historisch-kritische Auseinandersetzung mit der so genannten „Hasenjagd“ seitdem kaum stattgefunden hat. Erst die im Jahr 2004 erschienenen „Celler Hefte“ der RWLE Möller Stiftung gaben einen neuen Anstoß zu einer intensiveren Beschäftigung. Wenig diskutiert ist zum Beispiel bis heute, die befehlsgebende Verantwortung von Oberbürgermeister Ernst Meyer, dem Major der Schutzpolizei, Hermann Oetzmann, und Generalmajor Paul Tzschöckell. (48)

[Abb. 13; Bildunterschrift: Gedenktafel Mahnmal Triftanlagen (Dziech)]

Im Sinne einer vermittelnden Erinnerungspolitik wurde das Mahnmal im vergangenen Jahrzehnt vor allem von antifaschistischen Initiativen und von Opfergruppen >genutzt<, obwohl gerade sie Kritik sowohl an der Form wie an der Positionierung im öffentlichen Raum geäußert hatten. Die Repräsentanten der Stadt, Verwaltung und Rat, dagegen ergriffen nur selten die Gelegenheit am Mahnmal Gedenkveranstaltungen durchzuführen. Wahrscheinlich auch deshalb ist es in großen Teilen der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt geblieben.

These 4: Die Auseinandersetzungen der 1980-er Jahre leiteten eine erinnerungspolitische Wende ein. Initiiert wurden die Auseinandersetzungen durch eine Generation, die sich zumeist nicht mehr mit den Sünden der Väter, sondern nur noch der Großväter auseinandersetzen musste. Ihre Kritik am Verschweigen der Nazi-Vergangenheit wurde zunächst von den lokalen Eliten als „Nestbeschmutzung“ abgewehrt. Vor dem Hintergrund eines sich entwickelnden nationalen geschichtspolitischen Konsenses, in dem die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus zum Bestandteil nationaler Identität wurde, gewannen lokale gedenkkulturelle Initiativen an Akzeptanz. Das Massaker vom 8. April 1945 rückte ins Zentrum der lokalen Erinnerungspolitik. Für den Rat und die Verwaltungsspitze als Repräsentanz der Stadtbevölkerung scheint die Einweihung des Mahnmals aber eher den Abschluss denn den Ausgangspunkt einer aktiven Erinnerungsarbeit zu markieren. Allerdings sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Reihe von lokalhistorischen Veröffentlichungen zu Einzelaspekten der Zeit des Nationalsozialismus erschienen; Initiativen wie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und auch Stadt- und Kreisarchiv fördern mit Veranstaltungen und Ausstellungen die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Ausgeschlossen blieb bisher aber eine intensive Befassung mit den Tätern und dem Widerstand auf lokaler Ebene.

Im Gedenkjahr 2005 rund um den 60. Jahrestag des Kriegsendes und der Niederlage des deutschen Faschismus gab es in der Öffentlichkeit die Tendenz, sich den Schicksalen der „deutschen Opfer“, ihrem Leiden zuzuwenden und sie intensiver in die Gedenkkultur einzubinden. Diese Tendenz fand sich auch auf der Ebene lokaler Erinnerungspolitik.

[Abb. 14; Bildunterschrift: Gedenkfeier 2005, Oberbürgermeister Martin Biermann in der Bildmitte im dunklen Mantel (Wegener)]

Die Stadt Celle hatte erstmals seit 1995 wieder zu einer offiziellen Veranstaltung an das Mahnmal in den Triftanlagen eingeladen. Oberbürgermeister Martin Biermann hielt die Gedenkrede. Er ordnete das Ereignis in die Lokalgeschichte so ein:

"Die Unmenschlichkeit zeigte ihr barbarisches Gesicht - leider auch bei uns. 60 Jahre später sitzt dieses Verbrechen noch immer wie ein tiefer Stachel in der Geschichte unserer Stadt. Er wird uns nie genommen werden. Wir alle können uns der grausamen Tat nur mit großer Scham erinnern." (49)

Interessanterweise versuchte er darüber hinaus, die deutsche Bevölkerung in ihrer Rolle als Opfer nationalsozialistischer Politik und des Krieges in das allgemeine Erinnern einzubetten:

"Aber wir dürfen darüber auch nicht vergessen, dass an diesem Abend des 8. April ca. 800 Celler, vorwiegend Frauen und Kinder, in den Stadtteilen Neuenhäusen und Neustadt in ihren Häusern den Tod fanden."

In einer Ratssitzung im Juli wiederholte der Oberbürgermeister den Gedanken aus der Ansprache. Am 8. April 1945 hätten sich zwei schreckliche Vorkommnisse ereignet. Zum einen sei es die Tragödie der „unsinnigen“ Bombardierung von Celle; zum anderen gehe es um das danach stattfindende Verbrechen an den KZ-Häftlingen. (50)

Es war für mich in den letzten Jahren immer eine offene Frage, warum die Ereignisse des 8. April 1945 praktisch 40 Jahre aus dem kommunikativen Gedächtnis einer Stadtbevölkerung verschwinden konnten, wo doch rund 800 Einheimische durch den Bombenangriff ums Leben gekommen sein sollen. Ich hatte mir eine sozialpsychologische These zurechtgelegt, die kurz gefasst so aussah: Die Schuldabwehrmechanismen hätten nicht zugelassen über das eine, die >eigenen< Opfer zu sprechen, ohne auch das damit zeitlich und örtlich verbundene Verbrechen zu thematisieren. Deshalb sei beides verdrängt und ein öffentliches Erinnern nicht zugelassen worden.

Die Rede des Oberbürgermeisters war mir endlich Anlass genug, diesen Aspekt des 8. April zu recherchieren. Das Ergebnis ist vielleicht verblüffend: Es sind keine 800 Cellerinnen und Celler bei dem Bombenangriff ums Leben gekommen. In den Sterberegistern der evangelischen Kirche finden sich 36 Einträge, bei denen der Tod der Verstorbenen in direktem Zusammenhang mit dem Bombenangriff steht. Für die Gemeinde Neuenhäusen sind 21, für die Neustadt sechs und für die Stadtkirchengemeinde neun Sterbefälle vom 8. April bzw. später, aber durch den Bombenangriff verursacht, vermerkt. Der Fachdienst Friedhöfe der Stadt Celle hat als Celler Kriegsopfer hat mit dem Sterbedatum 8. April 1945 für beide städtischen Friedhöfe 45 Personen registriert. 19 der 21 im Sterberegister der Gemeinde Neuenhäusen geführten Opfer sind auf dem gemeindeeigenen Friedhof bestattet worden. Belegt sind in der Zusammenschau beider Quellen also 64 einheimische Opfer. (51)

Bezuggenommen wurde bei der hohen Opferzahl immer auf den 1964 erschienenen "Verwaltungsbericht der Stadt Celle für die Jahre 1926 bis 1955". Dort hieß es in einem Kapitel über die Freiwillige Feuerwehr:

"Im Januar bis April 1945 erfolgte eine gewaltige Zunahme der Einsätze. ... Diese Periode endete dann am 8. April 1945 mit dem Fliegerangriff auf den Celler Güterbahnhof und die umliegenden Stadtgebiete. ... Leider waren aber etwa 800 Tote zu beklagen." (52)

In seiner Monographie "April 1945" übernahm Mijndert Bertram diese Angaben und kommentiert: "Bei nicht weniger als 302 zerstörten oder doch stark beschädigten Häusern ... erscheint dies durchaus plausibel." (53) Es blieb in den Folgejahren leider bei der Behauptung der "Plausibilität", ohne dass hierzu weitere Recherchen stattgefunden hätten.

Die im Bericht über die "Freiwillige Feuerwehr" genannte Zahl kann sich nicht auf einheimische Bombenopfer beziehen, sondern viel eher auf die Gesamtzahl der Opfer des Bombenangriffs und der sich anschließenden „Hasenjagd“. In einem den Prozessakten zum >Celle Massacre Trial< beigefügten Voruntersuchungsbericht ist interessanterweise von 800 (sic!) erschossenen Häftlingen die Rede. (54)

These 5: Wir haben es bei der Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus immer mit Zeitgeschichte zu tun. Zeitgeschichte ist >Streitgeschichte< oder wie die US-amerikanische Historikerin Barbara Tuchmann mal schrieb: "Geschichte, die noch qualmt". In erinnerungspolitischen Diskussionen kann es deshalb Neu- oder Umbewertungen des zu gedenkenden Ereignisses geben. Erinnerungskultur ist selbst Bestandteil eines historischen Prozesses. Als problematisch kann in diesem Zusammenhang die aktuelle Tendenz angesehen werden, die Deutschen als Opfer von Krieg (und Nationalsozialismus) darzustellen . Die Auseinandersetzung mit individuellen Schicksalen und Traumatisierungen sollte aber auf der Ebene gesellschaftlicher Diskurse nicht aus dem geschichtlichen Kontext herausgebrochen werden. (55)

Im Focus der lokalen Gedenk- und Erinnerungskultur stehen seit rund 20 Jahren die ehemaligen jüdischen Einwohner dieser Stadt und ihre Schicksale. Bei der Fragestellung: „Was prägt(e) die Erinnerungskultur in Celle?“ müsste hierauf eigentlich ausführlich eingegangen werden. Dies aber ist in gewisser Ausführlichkeit bereits durch Klaus Neumann geschehen. (56) Deshalb soll hier nur ein Projekt vorgestellt werden, in dem die Erinnerung an die ermordeten ehemaligen jüdischen Bürger der Stadt einen wichtigen Aspekt darstellt.

[Abb. 15; Bildunterschrift: Rundgang „Celle im Nationalsozialismus“ 2005 vor dem Oberlandesgericht (Dziech)]

Die lokale Gedenkkultur wird seit November 1998 durch den „Stadtrundgang zu Celle im Nationalsozialismus“ ergänzt. (57) Zusammen mit Tim Wegener biete ich jeweils am 9. November und am 8. April öffentliche Führungen an, zusätzlich nehmen gelegentlich Schulkassen oder Gewerkschaftsgruppen unser Angebot wahr. Knapp 1000 Personen dürften mittlerweile an diesen historischen Rundgängen teilgenommen haben. Als Ergänzung ist seit Herbst 2002 ein virtuelle Rundgang unter www.celle-im-nationalsozialismus.de im Internet; hiermit war es uns möglich, auch >Orte< außerhalb des eigentlichen Rundgangs vorzustellen, die einzelnen Stationen ausführlicher darzustellen und mit Quellen, Texten und Literaturhinweisen einen Forschungseinstieg zu ermöglichen. Aus der Webserver-Statistik lässt sich nachvollziehen, dass sich zuletzt rund 30 Nutzer in der Woche mehrere Stationen angesehen haben; Zugriffszahlen auf die Literaturliste und bestimmte Texte liegen in der Regel sogar darüber.

Der Historiker Wolfgang Benz hat sich zuletzt eindringlich dafür ausgesprochen, neben den nationalen Gedenkorten auch Formen dezentraler Erinnerungskulturen weiterzuentwickeln:

„Wo könnte man sich den Spuren der einstigen Bürger, die vertrieben, verdrängt, verjagt, ermordet wurden, weil sie Juden waren, besser annähern als im Stadtteil, in dem sie gelebt haben, den sie durch ihre Existenz geprägt und gestaltet haben?“ (58)

Die Erfahrungen des Stadtrundgangs bestätigen diese These. In der Celler Synagoge wirkt die Erzählung über die Pogromnacht beklemmender, im Treppenhaus des Oberlandesgerichts mit dem 1911 im Glasfenster integrierten Leitspruch: „Ein Volk – ein Reich – ein Recht“ lassen sich eindrucksvoller die Verbrechen der Justiz schildern. Die in den letzten Jahren von Gunter Demnig verlegten „Stolpersteine“ vor den Wohn- oder Geschäftshäusern von Opfern des Nationalsozialismus verweisen darauf, dass das Verbrechen „vor unserer Haustür“ begann und ein direkter Weg nach Auschwitz oder Bergen-Belsen führte. Selbst das Mahnmal für die Opfer des 8. April 1945 ist in seiner räumlichen Unentschiedenheit zwischen historischem Ort und öffentlich wahrnehmbarer Position >authentisch<, weil sich der langwierige Prozess zwischen Verdrängung und Erinnern in diesem Denkmal wiederfinden lässt – sowohl der Wahl des Orts wie in der ästhetischen Form und dem Mahnmaltext.

Bei Führungen mit Schülergruppen wird immer wieder deutlich, wie wichtig derartige Erinnerungssymbole im öffentlichen Raum sind. Im Sommer 2005 haben wir den zehnten Jahrgang des Gymnasiums Hankensbüttel mit der Geschichte Celles im Nationalsozialismus vertraut gemacht. Da wir nicht davon ausgehen konnten, dass die Schülerinnen und Schüler die lokalen Besonderheiten interessieren, haben wir die Formen der Erinnerung im öffentlichen Raum in den Mittelpunkt gestellt.

[Abb. 16; Bildunterschrift: Gunter Demnigs „Stolpersteine“ (Dziech)]

Am Ende des Rundgangs fragten wir am Mahnmal in den Triftanlagen, welche der vorgestellten Formen die Schüler am Geeignetsten fänden, die Erinnerung an die Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten?

Von 153 Schülern fanden 74, also 48 % die >Stolpersteine< am Besten. Relativ gleichauf wurden bewertet die Synagoge in ihrem Doppelcharakter als authentischer Ort und Ausstellungsraum (19 %) und das Mahnmal in den Triftanlagen (16 %). Die Straßenbenennung – am Beispiel sowohl der „Richard-Katzenstein-Straße“ wie der Diskussion um eine „Straße des 8. April“ (59) vorgestellt – fanden nur 7 % am Geeignetsten. 14 Schüler (also 9 %) mochten sich nicht entscheiden, fanden also alles >gleichwertig<; nur ein Schüler meinte, derartige Formen des Gedenkens seien >überflüssig<.

These 6: „Erinnerung bedarf der Konkretisierung, und die erfolgt immer im Kleinen, also in der unmittelbaren Lebenswelt.“ (60) In den vergangenen 20 Jahren haben sich Formen lokaler Erinnerungskultur herausgebildet, mit denen es gelingen könnte, den Generationenumbruch zu bewältigen und die erforderliche Neuformierung des „kollektiven Gedächtnisses“ auch auf lokaler Ebene zu entwickeln. Hilfreich wäre dabei ein Bekenntnis der politischen Ebene zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur, sinnvoll wäre eine stärke Einbindung der schulischen Ebene.

Selbstverständlich gibt es eine Reihe von Defiziten in der lokalen Erinnerungskultur. Einige sollen kursorisch benannt werden:

1. In der Lokalgeschichtsschreibung fehlt – wie übrigens auch für andere Städte vergleichbarer Größe in Niedersachsen - eine zusammenfassende historisch-kritische Darstellung des Nationalsozialismus. Bertrams Stadtgeschichte (61) hat diese Lücke nicht geschlossen, auch wenn sie eine wertvolle Vorarbeit ist. (62)
2. Für die Vermittlung der lokalen NS-Geschichte im Schulunterricht wäre eine Zusammenstellung von Unterrichtsmaterialien sinnvoll und hilfreich. Denn ob und wie das Mahnmal in den Triftanlagen wahrgenommen wird, liegt z.T. eben auch daran, wie weit Lokalgeschichte in den Schulunterricht einbezogen wird.
3. Gedenkkultur ist am gesellschaftlichen Konsens interessiert und ausgerichtet. Deshalb kommen Täter nicht vor. Hier müssten die Biografien sowohl hoher NSDAP-Funktionäre wie auch der lokalen Verantwortungsträger in den Institutionen untersucht werden. Und um ein Missverständnis zu vermeiden: Dabei geht es nicht mehr um Schuldzuweisungen, sondern – um noch einmal Adorno zu zitieren – um etwas anderes: „Die Wurzeln sind in den Verfolgern zu suchen, nicht in den Opfern, die man unter den armseligsten Vorwänden hat ermorden lassen. ... Man muss die Mechanismen erkennen, die die Menschen so machen, dass sie solcher Taten fähig werden, muß ihnen selbst diese Mechanismen aufzeigen und zu verhindern trachten, dass sie abermals so werden, indem man ein allgemeines Bewusstsein jener Mechanismen erweckt.“ (63)
4. Und bisher kommen in einer am Konsens orientierten Erinnerungskultur auch >unbequeme Opfer< nicht vor. Der lokale Widerstand in Celle hat vor allem deshalb nicht die ihm zustehende Würdigung gefunden, weil er im Kern getragen wurde von Kommunistinnen und Kommunisten. Hier sollte die Forschung vorangetrieben werden, und: Die Ausgrenzung sollte beendet werden. Nur ein Beispiel: Am Tag vor der Befreiung Celles wurde ein der KPD nahe stehender Antifaschist nachts auf der Bahnhofstraße von einem Nazi erschossen, weil er Flugblätter verteilte, in denen die Bevölkerung auf die mit der Befreiung anstehenden Aufgaben vorbereitet werden sollte. Für diesen Heinrich Eggers sollte auch ein >Stolperstein< verlegt werden. (64)
5. Für die so skizzierten >Aufgaben< ist eine deutliche Verbesserung der Ressourcen nötig; konkret heißt dies z.B., Stadt- und Kreisarchiv sowie Bomann-Museum, die einiges möglich gemacht haben, materiell und personell besser auszustatten.

Gefragt, warum eine Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen wichtig bleibt, kann ich nur mit dem Auschwitz-Überlebenden Primo Levi antworten: „Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen“. (65)

Endnoten:

(1) 150 Jahre Freimaurerei in Celle (1962), Anhang „Mitgliederverzeichnis 1811-1961“, ohne Seitenangaben. Auf die Ersetzung des Hexagramms durch ein Hakenkreuz wies schon Seidel (1994), S. 64, hin.
(2) Bosse (1952), S. 23-36.
(3) Ebd., S. 32. – Vgl. auch Lietz (1994)
(4) In der Festschrift von 1952 wurde die Zeit des Nationalsozialismus in einem eigenen Beitrag mit 14 Seiten behandelt. Ganze drei Seiten waren es in der 1969 erschienenen „Geschichte des Hermann-Billung-Gymnasiums zu Celle“, während Wolfram Lietz 1994 unter Vorstellung neuer Quellen wieder ausführlich über die Jahre 1933-1945 berichtet und erstmals auch die Haltungen der Schüler und den Einfluss der HJ thematisiert.
(5) Bösch (2002).
(6) Seit 2005 gibt es im Stadtarchiv Kopien der Prozessakten aus dem National Archiv, London; StA Celle N 27-1 bis N 27 – 17: Das 'Celle-Massaker' vom 08./09. April 1945.
(7) Wenn ich von „kommunikativem“ oder „kulturellem“ Gedächtnis spreche, beziehe ich mich auf Assmann (1988).
(8) Celler Hefte (2005), S. 70-79.
(9) Hack (1995), S. 112. – Flugblatt “Einführung in die Ausstellung >Kampf und Opfer<”, Hg. vom Ausschuss für alle politisch Verfolgten und Inhaftierten, Celle, Neue Str. 1 [Din A 5], im Besitz des Autors.
(10) Hack (1995), S. 111 f.; von einer jüdischen Besuchergruppe wurde ich im Jahr 2004 gefragt, ob ich versichern könne, dass in den Massengräbern keine SS-Angehörigen liegen würden – ich wusste es nicht mit Sicherheit zu sagen; der Besuch des Waldfriedhofs fand daraufhin keinen Eingang in das Programm.
(11) Ebd., S. 302.
(12) Brückner (1978), S. 21. Brückner meint, in der Tatsache der (Gebiets-)Abtrennung spiegele sich die Abtrennung von der Nazi-Vergangenheit, wobei er unterstellt, dass ein Bedürfnis nach Wiedervereinigung im Bewusstsein der Bevölkerung Westdeutschlands nicht existent gewesen sei. – Havel („Warum sollen Linke sich an dieser Nation erfreuen?“; in: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung, 19.4.2002) benutzt Brückners „Formel“, ohne allerdings auf ihn zu verweisen.
(13) Rohde (1999), S. 16. Die Statistik wies Mitte der 1950-er Jahre für die Stadt Celle 16.464 Flüchtlinge und Vertriebene (28,8 % der Wohnbevölkerung) und für den Landkreis 31.974 Flüchtlinge und Vertriebene (34,4 % der Wohnbevölkerung) aus.
(14) In Berlin, Brandenburg, Hessen und Sachsen-Anhalt wird in den letzten Jahren am 2. Sonntag im September zum "Tag der Heimat" landesweit geflaggt.
(15) Als „Internationaler Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg“ wurde der zweite Sonntag im September in der DDR bis zu deren Ende begangen. Seit 1990 wird er von verschiedenen Initiativen in Berlin als „Aktionstag gegen Rassismus. Neofaschismus und Krieg“ fortgeführt. Hans Coppi und Nicole Warmbold habe im Jahr 2005 eine Ausstellung zum OdF-Tag konzipiert, die im Internet unter: www.rosalux.de/cms/index.php?id=7132 zu finden ist.
(16) Panne (2001). Viele westdeutsche Landkreise, Städte und Gemeinden übernahmen in den 1950-er Jahren so genannte Patenschaften für vor 1945 zum Deutschen Reich gehörende Landkreise, Städte und Gemeinden, wozu im Rahmen der Betreuung der jeweiligen „Heimatkreistreffen“ der von dort stammenden Flüchtlinge und Vertriebenen auch die Entwicklung einer öffentlichen Gedenkkultur gehörte.
(17) Petersen (1998).
(18) Gymnasium Ernestinum (2003), S. 4.
(19) Ebd.
(20) Brückner (1978), S. 21.
(21) Vgl. Mitscherlich (1965). Aufschlussreich ist auch der Bericht der Celleschen Zeitung über Lübkes Besuch. Erwähnung findet ein Gespräch Lübkes mit Bergens Bürgermieters Brockmann, in dem dieser schuldabwehrend darauf verweist, dass Bergen 8 Kilometer vom ehemaligen KZ entfernt sei und das Lager seinerzeit nicht zum Landkreis Celle, sondern zu Fallingbostel gehört habe. („Bundespräsident Lübke in Bergen. Feierstunde an der Gedenkstätte Belsen. 10000 aus dem In- und Ausland kamen — Diederichs: >Hauch des Inferno spürbar<“; Cellesche Zeitung, 26.04.1965)
(22) Ebd.
(23) Wahrscheinlich handelt es sich um den Verleger Ernst Pfingsten.
(24) Cellesche Zeitung, 13.04.1965.
(25) Der Autor bezieht sich unzweifelhaft auf die Berichte der „Kriegschronik“ von Hanna Fueß, die seinerzeit noch nicht veröffentlich waren – Vgl. Schulze (1990).
(26) Hamann (1986), S. 147, kritisiert hier die Darstellung von Garßens in Schmid (1961).
(27) Ebd. – Zum Tod Herbert Bangemanns erschien in der Lokalpresse eine Würdigung, die seine Funktion als Kreisleiter der NSDAP in den Jahren 1935-1937 aussparte; „Zum Tode des früheren Bürgermeisters und Kreistagsabgeordneten Bangemann. Sein ganzes Wirken galt seinem Heimatdorf“, Cellesche Zeitung, 23.01.1969.
(28) Pöppinghege (2005), S. 7. „Straßennamen bilden so etwas wie eine Topographie des Gedächtnisses ab, indem sie zum Gedenken auffordern. Sie sind Medien kultureller Erinnerung ... im konkreten Alltag.“ S. 10.
(29) Ein direkt im Osten gelegenes Viertel hatte Straßennamen nach Komponisten bekommen und wird >Musikerviertel< genannt.
(30) Protokoll über die Ratssitzung am 16.12.1966; in: StA Celle, Amt 10/130 – 161, und Protokoll über die Verwaltungsausschusssitzung am 22.11.1966; in: StA Amt 10/130 - 259; weitere Straßen im Stadtteil wurden später doch noch nach Rommel und Stülpnagel benannt, weitere Benennungen erfolgten nach Reichwein (sozialdemokratischer Widerstand), York, Moltke und von Hassell. Im Fall Stülpnagel mag die Ablehnung der SPD in seiner Beteiligung am Kapp-Lüttwitz-Putsch im Jahr 1920 begründet sein, und dass Rommel sich in den Reihen des >Deutschen Widerstands< findet, ist einer seinerzeit noch wirksamen Legendenbildung geschuldet, die Bedenken der SPD waren insoweit aber fast selbstverständlich. – Kein Thema war offensichtlich der kommunistische Widerstand (z.B. Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe).
(31) „Straßennamen nach Widerstandskämpfern“; in: Cellesche Zeitung, 17.12.1966.
(32) Vgl. Neumann (2005), S. 49-54.
(33) Die Ansprache von Pastor Helmut Geiger zum Volkstrauertag 1980, die Ansätze einer öffentlichen Diskussion auslöste, kann in diesem Kontext gesehen werden; „Zur Diskussion gestellt. Die Ansprache am Volkstrauertag“, in: Evangelische Zeitung, 28.12.1980.
(34) Holtfort (1982).
(35) Den Vorwurf der „Nestbeschmutzung“ musste sich in zeitlicher Parallelität z.B. auch die Passauer Schülerin Anna Romus anhören, nachdem sie sich 1980 an einem Aufsatzwettbewerb mit dem Thema „Alltag im Nationalsozialismus“ beteiligt und hinter die Fassaden Passaus geschaut hatte. Michael Verhoevens Spielfilm „Das schreckliche Mädchen“ aus dem Jahr 1990 zeigt die kleinstädtische Hysterie auf beeindruckende Weise.
(36) Die Informationen beruhen auf einem Gespräch mit Norbert Kandel am 06.03.2006.
(37) „Holocaust-Film. Nazi-Lehrer am KAV“; in: Celler Zündel, 2/1983, 3. Jg. S. 7-8; „Woher der Wind weht“; in: Celler Zündel, 4/1983, 3. Jg. S. 4-6; „Dokumente und Stellungnahmen zu >Nazi-Lehrer am KAV<“; in: Celler Zündel, 4/1983, 3. Jg. S. 24-27; „Neofaschismus im Unterricht. Geschichtsfälschungen korrigiert“ (Lothar Pollähne); in: NaNa – Hannoversche Wochenschau, 10.3.1983; „>Holocaust< oder: Was in Celle >kein Thema ist<“ (Eckart Spoo); in: Frankfurter Rundschau, 19.3.1983.
(38) Vgl. Mecklenburg (1996), S. 341: „Der Stahlhelm verherrlicht in nationalistischer und militaristischer Art und Weise die deutsche Geschichte, leugnet die deutsche Schuld am Ersten und Zweiten Weltkrieg und fordert die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1939. Neben einer starken antisemitischen Agitation wird vehement der Holocaust geleugnet“.
(39)StA Celle Amt 10/130-222, 1983 – Aktionen gegen das Stahlhelmtreffen.
(40) StA Celle Amt 10/130-22, Entwurf des Manuskripts der Begrüßungsrede für das Stahlhelmtreffen 1980.
(41) Celler Zündel. Sonderheft 1983. „Celle 1933 – Die Nazis an der Macht“.
(42) „SPD zeigt Ausstellung über NS-Zeit. Dokumente aus Celle geben den alltäglichen Faschismus wieder“, Cellesche Zeitung, 27.04.1983.
(43) Georg Eyring (1982): In Wehr und Waffen. Celle und sein Militär; in: Holtfort u.a. (Hg.), Hinter den Fassaden ..., S. 42. Auszüge des Interviews in Möller/Rohde (1988) und Bertram (1989), S. 17.
(44) Auch zum Volkstrauertag am 18.11.1984 hatte der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt zu einer Gegenveranstaltung auf den Waldfriedhof eingeladen; der Vorsitzende, Adolf Völker, berichtet darüber in der Dezemberausgabe des “Celler Zündel“: Gedenkfeier für Opfer des Faschismus; in: Celler Zündel. Kommunale Monatszeitung, Nr. 12, 1984 (4. Jg.), S. 27.
(45) „Veranstaltungen zum 8. Mai. Ein Blick vor und zwei zurück“ (Dietrich Höper); in: Celler Zündel, 06-85, S. 22-23. Allgemein zur Frage der Mahnmaltexte: Haß, Ulrike: Mahnmaltexte 1945 bis 1988. Annäherung an eine schwierige Textsorte. In: Dachauer Hefte 6 (1990): Erinnern oder Verweigern, S. 135 – 161.
(46) „Schicksalstage in der Heide. 8. April 1945 – Der Tag, an dem die Bomben fielen“, Cellesche Zeitung vom 06.04.1985.
(47) Vgl. Neumann (2005), S. 51-54.
(48) Vgl. Bertram (1992), S. 331 f.; was dazu führen konnte, dass Oberbürgermeister Biermann in einer Gedenkrede zur Befreiung der Stadt Paul Tzschöckell als „mutigen Mann“ würdigte („>Haben unendlich viel zu danken<. 60 Jahre nach Kriegsende bleiben Fragen offen. Erinnerungen im Alten Rathaus an die Geschehnisse im April 1945“, Cellesche Zeitung, 13.04.2005); siehe auch: „Rede am 12. April. Die letzten Kriegstage in Celle“ (http://www.martin-biermann.de/cms/index.php?id=6&rubrik=&dokid=19)
(49) Die Rede „Der Tag, der schrecklichsten Tragödie unserer Stadt“ ist im Internet zu finden unter: http://www.celle-im-nationalsozialismus.de/Texte/biermann_2005.html oder http://www.martin-biermann.de/cms/index.php?id=6&rubrik=&dokid=18
(50) Protokoll der Sitzung des Rates der Stadt Celle vom 7.7.2005. – Zur so genannten „Unsinnigkeit“ der Bombardierung sei die ketzerische Frage gestattet, ob der auf dem Güterbahnhof befindliche Munitionszug sich auf dem Weg in eine Munitionsvernichtungsanlage befand?
(51) Kirchenbuchamt Celle: Nhs. [Neuenhäusen], Sterberegister (Hauptbuch) vom 1.4.1934 bis 31.12.1952; Neustadt, Sterberegister vom 1.1.1943 bis 31.10.1957; Stadtkirche, Sterberegister vom 1.1.1944 bis 31.12.1953. Die Information zu den städtischen Friedhöfen erhielt ich von Harry Winkel, Fachdienst Friedhöfe der Stadt Celle. Zwei Opfer aus der Celler Zivilbevölkerung, die in den Registern nicht Erwähnung finden, sind im Jahr 1946 noch auf den Waldfriedhof umgebettet worden. Für den Hinweis danke ich Bernhard Strebel.
(52) Verwaltungsbericht (1964), S. 113.
(53) Bertram (1989), S. 14; in Bertram (1992) ist von „125 völlig zerstörten“ Wohnhäusern die Rede, S. 330.
(54) In der zeitnahen Berichterstattung, z.B. in der Hannoverschen Presse vom 22.11.1947 („Gräber mahnen zum Frieden / Besuch zum Totensonntag auf dem Waldfriedhof in Celle“), wird über „300 Kz-Tote“ berichtet, die auf dem Waldfriedhof bestattet seien; die Zahl der hier beerdigten „Kriegsopfer“ wird mit 1200 angegeben, wobei etwa 500 der Gruppe der Flüchtlinge und Vertriebenen zugeordnet wurden, die auf dem Transport oder im Flüchtlingslager Wietzenbruch gestorben und auf dem Waldfriedhof bestattet worden seien. „Einheimische“ Opfer werden in dem Bericht nicht herausgehoben erwähnt. – – In einem zusammenfassenden Voruntersuchungsbericht zum „Celle Massacre Trial“ taucht die Zahl „800“ interessanterweise auch auf: "Ist is estimated that from the concentration camp prisoners numbering 3700 a total approx. 1500 survived. The number estimated at having being shot is in the region of 800." (StA Celle N 27-1: Das 'Celle-Massaker' vom 08./09. April 1945) In den weiteren Ermittlungen wurde diese Einschätzung korrigiert.
(55) Vgl. hierzu z.B. Frevert (2003).
(56) Vgl. Neumann (2005), S. 54-58.
(57) Als „Antifaschistischer Stadtrundgang“ wurde er gelegentlich schon in den 1990-er Jahren mit einer stärkeren Gewichtung auf dem Widerstand aus der Arbeiterbewegung durchgeführt.
(58) Benz (2005), S. 198.
(59) Im Frühsommer 2005 wurde auf Anregung der Bündnisgrünen darüber diskutiert, eine neue Straße in der Nähe des Güterbahnhofs „Straße des 8. April“ zu nennen. Der Antrag wurde im Stadtrat abgelehnt.
(60) Benz (2005), S. 197.
(61) Bertram (1992).
(62) Vgl. Schmiechen-Ackermann (2005); Bertram (1992).
(63) Adorno (1971), S. 90. – Vgl. Hördler (2005); Heyl (2002).
(64) In seiner Rede zum Kriegsende hat Oberbürgermeister Martin Biermann die Beteiligung von „Altkommunisten“ an der Konspiration zur Übergabe der Stadt an die Briten gewürdigt und auch die Ermordung von Heinrich Eggers erwähnt; siehe: „Rede am 12. April. Die letzten Kriegstage in Celle“ (http://www.martin-biermann.de/cms/index.php?id=6&rubrik=&dokid=19)
(65) Levi (1990), S. 205.

Literatur:

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Adorno, Theodor W.: Schuld und Abwehr; in: Gruppenexperiment. Ein Studienbericht. Bearbeitet von Friedrich Pollock. Mit einem Geleitwort von Franz Böhm. Frankfurt/M. (=Frankfurter Beiträge zur Soziologie, 2) 1955, S. 278-428.
Adorno, Theodor W.: Erziehung nach Auschwitz; in: ders., Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1969-1969. Herausgegeben von Gerd Kadelbach. Frankfurt: Suhrkamp 1971, S. 88-104.
Jan Assmann (1988): Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in: Jan Assmann, Tonio Hölscher (Hg.). Kultur und Gedächtnis. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 9-19.
Benz, Wolfgang: Authentische Orte. Überlegungen zur Erinnerungskultur; in: Petra Fank, Stefan Hördler (Hg.), Der Nationalsozialismus im Spiegel des öffentlichen Gedächtnisses. Formen der Aufarbeitung und des Gedenkens. Für Sigrid Jacobeit. Berlin: Metropol 2005, S. 197-203.
Bertram, Mijndert: April 1945. Der Luftangriff auf Celle und das Schicksal der KZ-Häftlinge aus Drütte. Celle: Schweiger & Pick 1989.
Bertram, Mijndert: Celle – Eine deutsche Stadt vom Kaiserreich zur Bundesrepublik Deutschland. 1. Band. Das Zeitalter der Weltkriege. Celle: Jensen und Hampel 1992.
Bösch, Frank: Das konservative Milieu. Vereinskultur und lokale Sammlungsbewegung in ost- und westdeutschen Regionen (1900-1960) - unter Mitarbeit von Helge Matthiesen. Göttingen: Wallstein 2002.
Brückner, Peter: Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären. Berlin: Wagenbach 1978.
Bosse, Wilhelm: Die Hermann Billung-Schule von 1935 bis 1946; in: Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens der Hermann Billung-Schule Celle – 18.-21. September 1952. Celle: Schweiger & Pick 1952, S. 23-36.
Celler Hefte 1-2: „Hasenjagd in Celle. Das Massaker am 8. April 1945. Hg. von der RWLE Möller Stiftung. Celle: RWLE Möller Stiftung 2005.
Der deutsche Abituraufsatz am Gymnasium Ernestinum Celle als Spiegel nationaler Geschichte 1830-1970. Themen-Dokumentation sowie ausgewählte Beispiele von Aufsätzen mit Kommentaren. Beitrag zum 675jährigen Jubiläum 2003. Hg. vom Gymnasium Ernestinum Celle. [Celle 2003]
Frevert, Ute: Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit revisited. Der jüngste Erinnerungsboom in der Kritik; in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 40–41/ 2003; S. 6-13.
Hack, Angelika: Vom Zwang befreit. „Displaced Persons“ in Stadt und Landkreis Celle; in: Celle ‚45. Aspekte einer Zeitenwende. Begleitpublikation zur Ausstellung im Bomann-Museum Celle vom 13. April bis 24. September 1995, hg. vom Bomann-Museum Celle. Celle: Fröhlich 1995, S. 89-124.
Heyl, Matthias: Dass der Unterricht sich in Soziologie verwandle ... Erziehung nach und über Auschwitz; in: Claudia Lenz, Jens Schmidt, Oliver von Wrochem (Hg.), Erinnerungskulturen im Dialog. Europäische Perspektiven auf die NS-Vergangenheit. Hamburg / Münster: Unrast 2002, S. 231-241.
Hodenberg, Hodo von: Der Aufbau der Rechtspflege nach der Niederlage von 1945; in: 250 Jahre Oberlandesgericht Celle. 1711-1961, Celle: Pohl 1961, S. 121-154.
Hördler, Stefan: Aspekte der Täterforschung. Eine kritische Bilanz; in: Petra Fank, Stefan Hördler (Hg.), Der Nationalsozialismus im Spiegel des öffentlichen Gedächtnisses. Formen der Aufarbeitung und des Gedenkens. Für Sigrid Jacobeit. Berlin: Metropol 2005, S. 23-46.
Levi, Primo: Die Untergegangenen und die Geretteten, München Wien: Hanser 1990.
Lietz, Wolfram: Die Geschichte des Hermann-Billung-Gymnasiums 1869-1994; in: 125 Jahre Schulgeschichte. Hermann-Billung-Gymnasium 1869-1994. Herausgegeben anlässlich der Feier des 125jährigen Bestehens. Redaktion: Wolfram Lietz, Klaus Seidel. Celle: Heinze 1994, S. 9-55.
Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Berlin: Espresso 1996.
Mitscherlich, Alexander: Hemmen Tabus die Demokratisierung der deutschen Gesellschaft?, in: Hemmen Tabus die Demokratisierung der deutschen Gesellschaft? / Diskussionsleiter: Hellmut Becker. Referent: Alexander Mitscherlich. (Bergedorfer Protokolle ; 12) - Hamburg [u.a.]: v. Decker 1965.
Panne, Kathrin: Erinnerungspolitik – Erinnerungsspuren. Zur Funktion symbolischer Erinnerung an Flucht und Vertreibung im öffentlichen Raum. Eine Skizze; in: Rainer Schulze, Reinhard Rohde, Rainer Voss (Hg.), Zwischen Heimat und Zuhause. Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene in (West-)Deutschland 1945-2000. Osnabrück: Secolo 2001, S. 201-215.
Petersen, Thomas Peter: Der Volkstrauertag – seine Geschichte und Entwicklung. Eine wissenschaftliche Betrachtung, Bad Kleinen: VDK-Sonderdruck 1998.
Pöppinghege, Rainer: Geschichte mit Füßen getreten: Straßennamen und Gedächtniskultur in Deutschland; in: Peter Frese (Hg.), Paderborner Universitätsreden. Paderborn 2005, S. 3-28.
Rohde, Reinhard / Schulze, Rainer / Voss, Rainer: Fremde Heimat Niedersachsen. Begleitheft zur Ausstellung „50 Jahre Flüchtlinge und Vertriebene in Stadt und Landkreis Celle“ im Bomann-Museum Celle vom 20.3. bis 29.8.1999. Herausgegeben vom Landkreis Celle – Kreisarchiv und Museumsverein e.V.. Celle: Ströher 1999.
Schmid, Hans: Erinnerungen aus den Jahren 1930 bis 1945; in: 250 Jahre Oberlandesgericht Celle. 1711-1961, Celle: Pohl 1961, S. 101-119.
Schmiechen-Ackermann, Detlef: Stadt und Nationalsozialismus in Niedersachsen – Deutungsmuster und konzeptionelle Überlegungen, Stand und Perspektiven der Forschung; in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Neue Folge der >Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen<. Hg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Bd. 77, Hannover: Hahnsche Buchhandlung 2005, S. 31-53.
Sechster Verwaltungsbericht der Stadt Celle für die Jahre 1926-1955. Celle: Pohl 1964.
Seidel, Klaus: Zwei Gebäude – eine Schule. Schulepochen im Spiel der Architektur; in: 125 Jahre Schulgeschichte. Hermann-Billung-Gymnasium 1869-1994. Herausgegeben anlässlich der Feier des 125jährigen Bestehens. Redaktion: Wolfram Lietz, Klaus Seidel. Celle: Heinze 1994, S. 62-72.

Aus: RWLE Möller Stiftung (Hg.), celler hefte 3-4 (Doppelheft), Juni 2006 - Gedächtnislücken? Erinnerungs- & Gedächtniskultur nach 1945 in Celle. Öffentliche Tagung am 24./25. März 2006. Texte und Protokolle. Celle, S. 33-55.