Zuchthaus und Sicherungsanstalt

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Justizvollzugsanstalt Celle (Ansicht aus den Triftanlagen)
Justizvollzugsanstalt Celle (Ansicht aus den Triftanlagen)
CC BY 3.0/Hajotthu

Alle in der Weimarer Republik entstandenen Reformansätze im Strafvollzug wurden im Nationalsozialismus sofort abgeschafft. "Bessern oder vernichten" war das neue Credo.

Der seit 1928 in Celle als Vollzugsleiter tätige Reformer Fritz Kleist wurde deshalb sofort versetzt. Von 1934 bis 1939 wurde das Zuchthaus von Otto Marloh geleitet. Seine "Qualifikation": Er hatte als Befehlshaber eines konterrevolutionären Freicorps 1919 in Berlin 29 wehrlose Matrosen einer Volksmarinedivision umbringen lassen. Zwischen 1939 und 1941 war Fritz Lewark Knastleiter, ab 1941 der Erste Staatsanwalt Dr. Gustav Flöther.

Gleichzeitig mit seiner Umbenennung in "Zuchthaus und Sicherungsanstalt" im Jahr 1934 diente der Celler Knast auch offiziell zur Aufnahme "sicherheitsverwahrter" politischer Gefangener. Der Celler KPD-Vorsitzende Otto Elsner saß hier genauso wie Arbeiter der hannoverschen Widerstandsgruppe Hanomag.
Zu einem "Ort besonderen Grauens" (Bertram) wurde der Knast in den letzten Kriegsmonaten. Hatte es in Friedenszeiten pro Jahr durchschnittlich fünf Todesfälle pro Jahr unter den Insassen gegeben, so waren es 1944 schon 82. Nachdem das Gefängnis durch "Evakuierungen" von Gefangenen anderer Anstalten restlos überbelegt wurde, starben im Januar 1945 17 Häftlinge, im Februar 36, im März 98 und bis zum Einmarsch der Briten am 15. April weitere 77 Insassen. In der letzten Woche machte man sich nicht einmal mehr die Mühe, die Toten auf dem Waldfriedhof zu bestatten, sondern verscharrte sie - ohne Sarg und ohne Kleidung - auf dem Zuchthausgelände.