Freiherr von Fritsch - Kaserne

"Pazifisten, Juden, Demokraten, Schwarz-Rot-Gold und Franzosen alles das Gleiche, nämlich die Vernichtung Deutschlands". Werner Freiherr von Fritsch (1880-1939)CC-BY-SA 3.0/Bundesarchiv, Bild 183-R16862
"Pazifisten, Juden, Demokraten, Schwarz-Rot-Gold und Franzosen alles das Gleiche, nämlich die Vernichtung Deutschlands". Werner Freiherr von Fritsch (1880-1939) <span>CC-BY-SA 3.0/Bundesarchiv, Bild 183-R16862</span>
Fritsch betrieb laut Militärgeschichtlichem Forschungsamt der Bundeswehr "eine von allen Hemmungen befreite Aufrüstung". Hier: Wehrmacht auf der Stechbahn in Celle. <span></span>

Am 23. Januar 1970 erhielt die neu erbaute Kaserne in Scheuen den Namen "Freiherr von Fritsch-Kaserne". Vorgeschlagen wurde er von Offizieren des Panzerbataillons 34. Der 1880 geborene Fritsch war schon im 1. Weltkrieg Berufsoffizier. Seit 1934 war er Chef der Heeresleitung und von 1935 bis 1938 als Oberbefehlshaber des Heeres maßgeblich verantwortlich für den Aufbau der Nazi-Armee.

Fritsch betrieb laut Militärgeschichtlichem Forschungsamt der Bundeswehr "eine von allen Hemmungen befreite Aufrüstung" und wusste als - nach eigenem Bekunden - fleißiger Leser von Hitlers 'Mein Kampf', wofür er es tat. Fritsch war ein nationalistischer Anti-Demokrat. Den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Ebert bezeichnete er als "Schweinehund". Für ihn wollten "Pazifisten, Juden, Demokraten, Schwarz-Rot-Gold und Franzosen alles das Gleiche, nämlich die Vernichtung Deutschlands".

Seit dem 30. Januar 1937 war Fritsch Träger des Goldenen Parteiabzeichens, der höchsten Auszeichnung, die der NS-Staat zu verleihen hatte. Am 22. November 1938, also kurz nach der Pogromnacht, schrieb Fritsch:

"Bald nach dem Kriege (gemeint ist der Erste Weltkrieg) kam ich zur Ansicht, daß 3 Schlachten siegreich zu schlagen seien, wenn Deutschland wieder mächtig werden sollte. 1. Die Schlacht gegen die Arbeiterschaft, sie hat Hitler siegreich geschlagen; 2. gegen die katholische Kirche (...) u. 3. gegen die Juden. In diesen Kämpfen stehen wir noch mitten drin. Und der Kampf gegen die Juden ist der schwerste. Hoffentlich ist man sich über die Schwere dieses Kampfes überall klar."  
(zit. nach Mühleisen, S. 66)

"Der Antisemit Fritsch offenbarte, wieder einmal, sein diffuses und dumpfes Weltbild", schreibt Horst Mühleisen in dem Band "Hitlers militärische Elite".

Fritsch wurde 1938 vom Posten des Oberbefehlshabers der Heeres beurlaubt, weil die Gestapo gegen ihn wegen des Verdachts homosexueller Betätigung ermittelte. Mit den Legenden um Fritsch räumten Karl-Heinz Janßen und Fritz Tobias in ihrem 1994 erschienenen Buch "Der Sturz der Generäle" auf:

"Die mit Geheimnissen umrankte Blomberg-Fritsch-Affäre eignete sich hervorragend dazu, dem militärischen Widerstand gegen Hitler, der viel zu spät eingesetzt hatte und dann auch noch erfolglos geblieben war, eine lange Tradition zu geben und somit die unbestreitbare Schuld der Wehrmacht an der Niederlage und ihre Beteiligung an ungeheuerlichen Verbrechen erträglich zu machen und zu relativieren. Um die Ehre der Armee zu retten, wurde ehedem loyale, nationalsozialistische Offiziere zu überzeugten Kriegsgegnern und Widerstandskämpfern der ersten Stunde hochstilisiert."

Beim Überfall auf Polen befehligte Fritsch ein Artillerieregiment und starb beim Sturm auf Warschau den sogenannten Heldentod.

Die Fritschstraße, die es im Ortsteil Scheuen auch nach der Aufgabe der Bundeswehrkaserne noch gibt, stand im Jahr 2010 auf der Liste der von der Stadt Celle überprüften Straßennamen. Sie wurde nicht umbenannt.

Literatur: Geißler 1997, Strebel 2010; ferner: Mühleisen, Horst (1998): Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Band 1. Darmstadt; Janßen, Karl-Heinz/Tobias, Fritz (1994): Der Sturz der Generäle. Hitler und die Blomberg-Fritsch-Krise 1938. München.

Adresse
Fritschstraße, 29229 Celle

52 von 52